Bei Papias handelt es sich um eine Person, die uns im frühen Christentum einige Male begegnet. Obwohl die Informationen über Ihn und seine fünf Bücher mit dem Titel „(Auslegende) Darstellung von Herrenlogien“ (Papias Fragment Nr. 5 / Eusebius von Cäsarea, HE III 39) nur fragmentarisch erhalten blieben, werden seine Person und seine Lehre von vielen Kirchenvätern erwähnt und gerühmt.
Was wissen wir über Papias von Hierapolis?
Aus diesen kirchenväterlichen Zeugnissen lassen sich einige Lehren des Papias herausfiltern, da seine Lehrbücher häufig zitiert werden. Im Papias Fragment Nr. 1 wird der Bischof von Hierapolis von Irenäus von Lyon (Adversus haereses V 33,3-4) als „ein Hörer des Johannes sowie ein Gefährte des Polykarp“ beschrieben. Polykarp war im zweiten Jahrhundert Bischof von Smyrna und ebenfalls ein Schüler des Apostels Johannes. Papias Fragment Nr. 3 bei Eusebius von Cäsarea (Chronicon II / anni Abrahae 2114): „Johannes der Theologe und Apostel, erzählen Irenäus und andere, sei bis in die Zeiten Trajans am Leben geblieben. Nach ihm machten sich Papias, Bischof von Hierapolis, und Polykarp, Bischof von Smyrna, als seine Hörer bekannt.“
Der lehrreiche Blick ins Urchristentum
Papias Fragment Nr. 5: „Ich zögere aber nicht, dir auch das in die Erklärungen einzuflechten, was ich einstmals von den Presbytern genau erfahren habe und gut im Gedächtnis behielt, wobei ich für dessen Wahrheit bürge. Denn ich hatte nicht wie die meisten Freude an denen, die viel reden, sondern an denen, die das lehren, was wahr ist; und nicht an solchen, die dem Gedächtnis die fremdartigen Gebote einprägen, sondern an solchen, welche die Gebote [sc. dem Gedächtnis einprägen], die dem Glauben vom Herrn gegeben sind und von der Wahrheit selbst herkommen. Wenn [mir] aber irgendwo jemand [über den Weg] kam, der den Presbytern gefolgt war, dann forschte ich nach den Äußerungen der Presbyter, was Andreas oder was Petrus sagte, oder was Philippus oder was Thomas oder Jakobus oder was Johannes oder Matthäus oder irgendein anderer der Herrenjünger [sc. sagte], ferner was Aristion und der Presbyter Johannes, [sc. ebenfalls] Jünger des Herrn sagen. Denn ich war der Ansicht, dass mir die Bücherweisheit nicht so viel nützen würde wie [Berichte] von der lebendigen und bleibenden Stimme.“
In diesem Text bezieht sich Papias darauf, dass er seine Lehre „von den Presbytern genau erfahren habe und gut im Gedächtnis behielt“ und er für dessen Wahrheit bürge. Das Wort Presbyter kommt vom griechischen presbýteros (πρεσβύτερος), woraus das deutsche Wort Priester hervorgeht. Er „hatte die meiste Freude an denen, […] die das Lehren was wahr ist […]“, und diese wahre Lehre machte an den Priestern fest, denn er forschte nach den Äußerungen der Presbyter. Papias von Hierapolis beschreibt im weiteren Verlauf des Textes mehrere Apostel und Apostelschüler als Priester. Im frühen Christentum ist das apostolische Priestertum klar bezeugt, da die Apostel namentlich als Priester beschrieben wurden.
Der priesterliche Garant für die Wahrheit
Die Lehre des Presbyteriums wird klar differenziert von „fremdartigen Geboten“, wobei das Priestertum als Garant der Wahrheit gilt. Die Lehre des Urchristentums orientierte sich primär nach der mündlichen apostolischen Überlieferung. Die mündliche Überlieferung ist laut dem hl. Paulus ebenso Wort Gottes wie die schriftliche: Seid also standhaft, Brüder, und haltet an den Überlieferungen fest, in denen wir euch unterwiesen haben, sei es mündlich, sei es durch einen Brief! (2. Thessalonicher 2,15)
Papias, der Bischof von Hierapolis und vermeintliche Apostelschüler, geht sogar so weit zu sagen, dass ihm „die Bücherweisheit nicht so viel nützen würde wie die [Berichte] von der lebendigen und bleibenden Stimme.“ Die Evangelien und die apostolischen Briefe waren Papias bekannt, er beschrieb sogar ihre Entstehung.
Papias kannte die Evangelien
In Fragment Nr. 3 wird von Papias folgendes berichtet: „So sehr leuchtete den Sinnen der Zuhörer des Petrus das Licht der Religion auf, dass sie sich damit, [ihn] nur ein einziges Mal gehört zu haben, und mit der nicht aufgeschriebenen Lehre der göttlichen Verkündigung nicht begnügen wollten. Mit vielfältigen Bitten flehten sie Markus an, den Begleiter des Petrus, dessen Evangelium im Umlauf ist, er möchte ihnen durch eine Schrift ein Denkmal der mündlich weitergegebenen Lehre hinterlassen. Und sie ließen nicht eher ab, bis sie den Mann gewonnen hatten, und auf diese Weise wurden sie die Urheber der Schrift des sogenannten Evangeliums nach Markus. […] Den Markus erwähnt Petrus im ersten Brief, den er, wie man sagt, in Rom selbst aufgesetzt hat, was er andeutet, indem er die Stadt figürlich Babylon nennt, folgendermaßen: „Es grüßt euch die Miterwählte in Babylon und Markus, mein Sohn.““ In Fragment Nr. 5 heißt es weiter: „Markus, der Dolmetscher des Petrus, […]“ und „Matthäus hat die Logien also in hebräischer Sprache zusammengestellt; es übersetzte sie aber jeder, so gut er konnte.“ Das Evangelium nach Markus geht demnach auf die Predigten Petri zurück, welche sein Dolmetscher Markus in Rom niederschrieb. In der Apostelgeschichte lesen wir folgende Begebenheit: „Petrus und Markus gehen an einen fremden Ort“. Diese Ortschaft war der Tradition nach Rom, was viele frühchristliche Schriftsteller unabhängig voneinander bezeugen.
Petrus war in Rom
Aufgrund der blutigen Christenverfolgung hatte Rom den Decknamen Babylon. Petrus hat seinen Aufenthaltsort wahrscheinlich verschlüsselt, da er ja auf der Flucht war, nach dem der Engel ihn aus dem Gefängnis befreite. Das Matthäusevangelium wurde demnach in Hebräisch verfasset und später ins griechische Übersetzt. Nach seinen Informationen hatte Papias bereits Zugang zum Johannesevangelium, dem Markusevangelium, dem Matthäusevangelium, den ersten Petrusbrief, und noch zu weiteren neutestamentlichen Schriften, deren Erwähnungen ich jetzt außen vorlasse. Trotz des Zugangs zu den heiligen Schriften des Neuen Testaments, bevorzugte Papias die mündliche Überlieferung der Apostel. Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat (Lukas 10,16).
Der Irrtum der Protestanten
Das unbiblische protestantische Pseudodogma sola scriptura fand im Urchristentum keinerlei Raum. Der Lehrauftrag der Apostel ging über auf das Presbyterium. Polykarp von Smyrna, Gefährte des Papias, der ebenfalls Schüler des hl. Johannes war, bekräftigt es in seinem Brief an Ignatius von Antiochien mit den Worten: „Denn es ist gut, sich von den Begierden dieser Welt freizuhalten, da alle Begierlichkeit wider den Geist kämpft und weder Hurer noch Weichlinge noch Knabenschänder noch (überhaupt) solche, die Unstatthaftes tun, das Reich Gottes erben werden. So ist es unumgänglich, sich von den all dem fernzuhalten und sich den Presbytern und Diakonen wie Gott und Christus unterzuordnen“ (Polykarp von Smyrna Kap. 5). Diese kirchliche Ordnung die Polykarp in seinem Brief an Ignatius von Antiochien beschreibt, ist eine Antwort an dessen Brief an Polykarp, wo es heißt: „Haltet zum Bischof, damit auch Gott zu euch halte. Ein Lösegeld bin ich für jene, die sich dem Bischof, den Presbytern und den Diakonen unterordnen […] (Ignatius an Polykarp, Kap. 6).
Priestertum und Tradition
Kirchenvater Irenäus von Lyon bekräftigt diese Lehren des Papias von Hierapolis, in seiner Kampfschrift gegen die Häresien.
Irenäus von Lyon (130-202)
Gegen die Häresien
Drittes Buch
2. Kapitel: Schrift oder Tradition werden nach Belieben verworfen,
Berufen wir uns aber ihnen gegenüber auf die apostolische Tradition, die durch die Nachfolge der Priester in der Kirche bewahrt wird, dann verwerfen sie wieder die Tradition, nennen sich klüger als Priester und Apostel und sagen, sie hätten allein die Wahrheit gefunden. […] Sie aber wüssten klar, rein und schlicht das darin verborgene Geheimnis — fürwahr, eine ganz unverschämte Gotteslästerung! So stehen sie also weder auf dem Boden der Schrift, noch der Tradition.