Die Grundlage des Königtums Christi besteht in dem ausdrücklichen Willen der heiligsten Dreifaltigkeit, Jesus Christus eine wahre und absolute Königsgewalt zu gewähren. So beschreibt die heilige Schrift Ihn als den König der Könige und Herr der Herren (1. Timotheus 6,15), vor dem sich alle Knie, im Himmel und auf Erden, beugen werden (Philipper 2,10).
Der Staat muss den öffentlichen göttlichen Kult gewährleisten
In der Enzyklika „Quas primas“ zitiert Pius XI. dahingehend den Kirchenvater Cyrillus von Alexandrien: „Christus besitzt die Herrschaft über alle Geschöpfe nicht infolge gewaltsamer Aneignung, nicht aus fremder Hand, sondern auf Grund seines Wesens und seiner Natur“. Seine Herrschaft ergibt sich also aus jener wunderbaren Einheit, die man die hypostatische nennt, dass bedeutet das Christus schon infolge der hypostatischen Union die Macht über alle Geschöpfe besitzt, wie Pius XI. es erklärt.
Jede Kollektivität, die sich aus verstandsbegabten Wesen zusammensetzt, ist verpflichtet Gott einen entsprechenden Kult zu erweisen. Es ist die erste Pflicht jedes Staates und jeder Nation, dem Christkönig die gebührende Anbetung zukommen zu lassen. Die Gründe dafür sind fundamental: Gott ist der Gott der Gesellschaften, wie er der Gott der Individuen ist. Das eigentümliche der Gesellschaft ist es sozial zu sein, von daher ist es die Pflicht des Einzelnen sowie der Gesellschaft, in ihrer Sozialität, Gott als Zeichen der Abhängigkeit sowie Anerkennung, ein öffentliches Bekenntnis und einen Kult zu erweisen. Die Geschichte der christlichen Zivilisation findet ihre Grundlage und ihre Entwicklung, ihre Lebenskraft, im großen öffentlichen Gebet der Kirche, das den Geist der Liebe, den Geist der Gerechtigkeit denen eingießt die von ihm leben. Alle wohltätigen und frommen Unternehmungen haben ihren Ursprung in dem Geist, der uns durch die Sakramente und das Heilige Messopfer gegeben wird.²
Der Mensch ist für die Gesellschaft gemacht und dazu berufen in Gesellschaft zu leben. Jesus der König übt eine geistliche Königsherrschaft aus, weil Er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Johannes 14,6). Die Erfüllung dieser Pflichten, bezugnehmend der Anbetung und Huldigung durch den Menschen, sind der Zweck der irdischen Pilgerschaft. Es gehört also zu Seinem Königtum, diese geistlichen Huldigungen dem Menschen und der Gesellschaft aufzuerlegen, als Mittel ihr letztes Ziel zu erreichen.
Unter diesen Bedingungen ist auch jede Politik Gott unterworfen und muss es auch sein. Auch die Politik, dient als Werkzeug Gottes, denn jede Obrigkeit ist von Gott eingesetzt (Römer 13,1). Auch die Politik ist damit Gott unterworfen und von Ihm abhängig. Wir dürfen nie aus den Augen verlieren, dass der Mensch auf Erden ist, um sich auf die Seligkeit (das Endziel) vorzubereiten. Dieser fundamentalen Wahrheit müssen alle politischen Parteien und sozialen Einrichtungen Rechnung tragen. Die Gesetzgebung und alle rechtlichen und administrativen Verfügungen müssen zuerst das Endziel jeder menschlichen Existenz ins Auge fassen. Die Politik, sowie die gesamte gesellschaftliche Ordnung müssen mit diesem Endziel konform sein, also mit dem ewigen Gesetz Gottes, dem Credo und den Zehn Geboten. Jede Gesellschaft muss der Kirche gehorchen wie Christus selbst, dessen Gedanken und dessen Willen die Kirche sowohl in der Ordnung der Gesellschaft als in der Ordnung des Individuums zu interpretieren hat.
Kirche und Staat
Aufgrund dessen haben die Päpste, bis zum zweiten vatikanischen Konzil, immer gelehrt, dass ein vollkommenes Einverständnis zwischen Kirche und Staat bestehen muss, denn Kirche und Staat sind zwei von Gott aufgestellte Einrichtungen. Die Kirche hat die Mission die Menschen zur ewigen Seligkeit zu führen, wohingegen es die Mission des Staates ist, für das zeitliche und materielle Wohl der Bürger zu sorgen, so dass diese ohne große Schwierigkeiten zu ihrem Endzweck gelangen können. Pius IX. und Leo XIII. haben die Doktrin der Trennung von Kirche und Staat in ausdrücklicher Weise verurteilt. Jeder zustimmende Gedanke einer ausdrücklichen Unabhängigkeit eines Staates oder einer Gesellschaft von Gott, ist eine Rebellion und stellt eine schwere Sünde dar. Die Konsequenz ist, dass Jesus Christus und die katholische Kirche für die Gesellschaftsordnung eine Notwendigkeit sind. Wären sie nicht notwendig, so hätte Gott sie nicht der Welt als Mittel zum Heil auferlegt. Die Kirche hat den Völkern gegenüber die Mission, die Wahrheit zu lehren, die sittliche Ordnung aufrecht zu erhalten und die Menschen zu ihrem letzten Zweck zu führen, die himmlische Seligkeit. Von daher hat der Staat der Kirche und den Bürgern gegenüber ebenso Pflichten. Die Annahme, der manchmal für die beste Regelung gehaltenen Trennung von Kirche und Staat, hat den Atheismus allmählich in alle Tätigkeitsbereiche des Staates und ganz besonders in die Schulen eindringen lassen. Dieser verderbliche Einfluss entfaltet sich immer mehr, und wir müssen feststellen, dass viele Katholiken und selbst Priester keine klare Vorstellung mehr von der Stellung der katholischen Religion gegenüber dem Staat haben.³ Die Zerstörungswut des Laizismus begegnet uns jeden Tag. Deshalb müssen wir bekennen: Christus ist der König!
1 [Gesamter Artikel] Es handelt sich bei dieser Ausführung um eine Zusammenfassung des Buches „Christus, König der Nationen – Katechismus der Rechte Gottes in der Gesellschaftsordnung“ (S. 14-34)
2 Erzbischof Marcel Lefebvre Ein Bischof spricht, S. 18
3 Erzbischof Marcel Lefebvre Ein Bischof spricht, S. 12-13