Ist der Islam monotheistisch?

Die Frage nach einer möglichen Dualität im islamischen Gottesverständnis und der Behauptung, der Islam sei nicht monotheistisch, lässt sich aus katholischer Perspektive analysieren, indem man die zentrale Rolle des Korans im Islam betrachtet. Im katholischen Verständnis von Monotheismus ist Gott ungeteilt, einzigartig und vollkommen, ohne jegliche Teilung oder Dualität. Im Islam sieht es jedoch anders aus.

Die Stellung des Korans als „Ewiges Wort“ Gottes

Im Islam wird der Koran als das unveränderte, ewige Wort Allahs betrachtet, das auf Arabisch von Allah an Muhammad übermittelt wurde. Nach islamischer Lehre ist der Koran unkreiert (arabisch: ghayr makhluq), also ewig und wesensgleich mit Allah. Diese Auffassung führt zu einem theologischen Problem:

❗️Wenn der Koran ewig ist, existiert er unabhängig von der Schöpfung.

❗️Etwas, das ewig ist, hat göttlichen Charakter.

Damit entsteht ein Widerspruch zum islamischen Monotheismus: Neben Allah existiert eine weitere ewige Realität (der Koran), die nicht von Allah zu unterscheiden ist, jedoch auch nicht Allah selbst ist. Dies wird aus katholischer Sicht als eine Dualität betrachtet, da zwei ewige Prinzipien nebeneinander existieren – Allah und sein Wort (der Koran).

Vergleich mit dem christlichen Verständnis des Wortes Gottes

Im Christentum, insbesondere in der katholischen Theologie, gibt es ebenfalls ein Konzept des „Wortes Gottes“. Dieses ist jedoch in der Person Jesu Christi verwirklicht, der als die zweite Person der Dreifaltigkeit verstanden wird. Jesus Christus ist Logos, das ewige Wort Gottes, das Fleisch geworden ist (Joh 1,1–14). Wichtig ist hier, dass die Dreifaltigkeit eine Einheit in drei Personen darstellt, nicht drei getrennte Entitäten. Dies steht im Einklang mit einem strengen Monotheismus.

Im Gegensatz dazu scheint der Islam durch die Annahme eines ungeschaffenen Korans eine Art „Nebengottheit“ zu akzeptieren, die jedoch nicht ausdrücklich als solche anerkannt wird. Diese Vorstellung wird aus katholischer Perspektive als Verstoß gegen den Monotheismus interpretiert.

Die Rolle der Sunna und Hadithe

Zusätzlich zum Koran ist die Sunna (die Handlungsweise Muhammads) und die Sammlung der Hadithe (Überlieferungen) für den Islam von zentraler Bedeutung. Diese Texte nehmen faktisch eine autoritative Stellung ein, was dazu führen kann, dass die islamische Theologie durch die doppelte Autorität des Korans und der Sunna beeinflusst wird. Aus katholischer Sicht wird dies als eine Form von Polytheismus oder zumindest als theologischer Pluralismus betrachtet werden, der den Anspruch auf reinen Monotheismus infrage stellt.

Widerlegung des islamischen Monotheismus

Die katholische Kritik am islamischen Monotheismus lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Der Koran wird als unerschaffen und ewig angesehen, was ihm eine göttliche Qualität verleiht. Dies steht im Widerspruch zu der islamischen Behauptung, dass nur Allah ewig und göttlich ist.

Die starke Betonung der Gesetzlichkeit und der Gehorsam gegenüber dem Koran und der Sunna führt dazu, dass diese Schriften eine fast göttliche Autorität haben, die von der angeblichen Einzigkeit Allahs ablenkt.

Aus katholischer Sicht wird dies als Abweichung vom strikten Monotheismus verstanden, der im Christentum in der Einheit der Dreifaltigkeit verwirklicht ist.

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