Nach der Lehre des hl. Alfons Maria von Liguori
„Modicum, et jam non videbitis me“ – „Nur noch eine kleine Weile, so werdet ihr mich nicht mehr sehen.“ (Joh 16,16)
Die Zeit – Geschenk und Verantwortung
Es gibt nichts Kürzeres als die Zeit.
Und es gibt nichts Kostbareres als die Zeit.
Die vergangene Zeit ist für immer verloren.
Die Zukunft ist unsicher.
Die Gegenwart ist nur ein Augenblick – und dieser Augenblick entscheidet die Ewigkeit.
Der hl. Paulus ruft uns zu:
„Siehe, jetzt ist die gnadenreiche Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2 Kor 6,2)
Gott gibt uns Zeit nicht zum Vertreiben,
nicht zum müßigen Verbringen,
sondern damit wir sie nutzen,
um Ihn zu lieben, Gutes zu tun und unser Heil zu wirken.
Jeder Augenblick kann uns ewige Schätze bringen.
Doch jeder Augenblick kann uns auch ins ewige Verderben führen – wenn wir ihn schlecht nutzen.
Der hl. Bernhardin von Siena sagt:
„Ein Augenblick Zeit ist so wertvoll wie Gott selbst, denn in diesem Augenblick kann der Mensch die ewige Seligkeit erlangen.“
Warum die meisten Menschen ihre Zeit verlieren
Wie viele Stunden werden am Tag mit nutzlosen Dingen vergeudet – Spiele, Klatsch, unnütze Gespräche?
Die Menschen sagen: „Ich vertreibe mir nur die Zeit.“
Doch genau diese Zeit ist das größte Geschenk Gottes.
Was wir in dieser Stunde tun, können wir in der Ewigkeit nicht mehr nachholen.
In der Hölle würden die Verdammten alles geben – Reichtum, Ehren, sogar ihr Leben – für nur eine Stunde,
um ihre Schuld zu sühnen.
Doch sie haben keine mehr.
Und auch die Seligen im Himmel – könnten sie weinen – würden darüber weinen, dass sie auf Erden Zeit vergeudet haben,
in der sie noch größere Herrlichkeit hätten erwerben können.
Die gefährliche Täuschung des „Später“
Viele sagen: „Ich bin noch jung. Später werde ich mich bekehren.“
Doch wer gibt dir die Sicherheit, dass du das Morgen erlebst?
Jesus verfluchte den Feigenbaum,
obwohl es „noch nicht die Zeit der Feigen“ war (Mk 11,13-14) –
um uns zu zeigen, dass Gott zu jeder Zeit Frucht von uns erwartet,
auch in der Jugend.
Der hl. Augustinus warnt:
„Du verlässt dich darauf, dass du den morgigen Tag erlebst –
aber du weißt nicht, ob du die nächste Stunde noch hast.“
Der Teufel verliert keine Zeit, um uns zur Sünde zu verleiten.
Und wir – verlieren oft kostbare Zeit, die Gott uns schenkt, um uns zu retten.
Die Stunde des Todes – und die verlorenen Jahre
Am Sterbebett wird sich der Mensch erinnern:
An jede Stunde, die Gott ihm gab, um Ihn zu lieben –
und die er stattdessen vergeudet hat.
Dann wird die Seele rufen:
„O ihr verlorenen Jahre! Hätte ich sie doch genutzt, um Gott zu dienen!“
Doch dann wird der furchtbare Satz ertönen:
„Es ist nicht mehr Zeit.“
Kein Reichtum, keine Macht kann dann nur eine einzige Stunde zurückkaufen.
Sei bereit – jetzt
Jesus sagt:
„Seid bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.“ (Mt 24,44)
Das heißt nicht: Bereite dich erst im Sterben vor.
Es heißt: Lebe so, dass du jetzt bereit bist.
Denn der Tod kann in 30 Jahren kommen –
oder in 30 Minuten.
Der hl. Bernhard sagt:
„Alle Zeit, die nicht für Gott verwendet ist, ist verlorene Zeit.“
Praktische Entschlüsse
1. Jeden Morgen Gott deine Zeit schenken: „Herr, alles, was ich heute tue, ist für Dich.“
2. Unnütze Gespräche und Tätigkeiten vermeiden, die weder dir noch anderen helfen.
3. Jeden Abend kurz prüfen: Habe ich diesen Tag für Gott genutzt?
4. Nie sagen: „Später.“ – Die Gnade Gottes ist jetzt.
Jeder Augenblick ist ein Schatz – vielleicht der letzte, der dir gegeben wird.





