Am Abend des 12. Juni 1953 ereignete sich in Fatima, einem der bedeutendsten katholischen Wallfahrtsorten, ein bemerkenswertes Glaubenszeugnis, das bis heute bewegt. Ein katholischer portugiesischer Kaufmann hatte seine Angestellten zu einer Wallfahrt nach Fatima eingeladen. Unter ihnen befand sich auch ein überzeugter Protestant, der als Prediger bereits in der Region um Porto und Vila Real tätig gewesen war. Schon während der Fahrt machte er sich spöttisch über das Ziel der Reise lustig und setzte diese Haltung auch am Wallfahrtsort fort, indem er alles kritisierte, was er sah und hörte. Doch er machte die Rechnung ohne die Muttergottes.
Das Kerzenwunder
Zur abendlichen Lichterprozession erhielt jeder Teilnehmer eine Kerze. Der Protestant nahm sie mit einem ironischen Lächeln entgegen und reihte sich – innerlich belustigt – in die Prozession ein. Doch plötzlich erlosch seine Kerze. Er zündete sie wieder an, und erneut ging sie aus. Dieses ungewöhnliche Geschehen wiederholte sich mehrfach, während ringsum alle anderen Kerzen ruhig brannten. Zugleich überkam ihn eine schwere innere Bedrängnis, die er später als lähmend und kaum erträglich beschrieb.
Von Unruhe erfasst, verließ er die Prozession und suchte Zuflucht in der Basilika. Dort kniete er an den Gräbern der Seherkinder Francisco und Jacinta nieder. In diesem Moment ergriff ihn eine tiefe Reue über sein Leben und seine Haltung gegenüber Gott. Er bat um Vergebung seiner Sünden – und spürte, wie der innere Druck allmählich von ihm wich. Als er nun erneut die Kerze entzündete, brannte sie ruhig weiter und verzehrte sich plötzlich vollständig am Grab der kleinen Seher.
Die Familie wird katholisch
Zurückgekehrt, berichtete er seiner Frau von diesem Erlebnis. Auch sie war tief erschüttert. Wenige Tage später übergaben beide ihrem katholischen Arbeitgeber ihre Bibel und ihre religiösen Schriften und teilten ihm ihre Entscheidung mit: Sie wollten katholisch werden und den katholischen Glauben künftig ebenso überzeugt leben und bezeugen, wie sie zuvor ihre protestantische Überzeugung vertreten hatten.
Am 13. Juli 1953 kehrte die Familie – die Eltern mit ihren drei kleinen Kindern – nach Fatima zurück. Die Eheleute empfingen die heiligen Sakramente und ließen sich katholisch trauen, die Kinder wurden getauft. Die Sakramente wurden ihnen von Pater João Cabecadas, Kaplan im Arsenal von Alfeite, gespendet. Dieses Ereignis, überliefert in der Zeitschrift Mutter der Kirche (1965), ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie Gott Herzen berührt und Menschen durch die Fürsprache Mariens zur Fülle der Wahrheit führt.
Quelle: Die schönsten Mariengeschichten Band 1, S. 100-101






