Der hl. Basilius der Große, Bischof von Cäsarea, wandte sich im Jahre 372 in einem Brief an die Bischöfe von Italien und Gallien. Darin beschreibt er den Zustand der Kirche in der damaligen arianischen Krise. Es zeigen sich deutliche Parallelen zur gegenwärtigen modernistischen Krise. Der heilige Bischof bemerkt, dass „Gott, der unsere Verhältnisse mit Weisheit regelt, nach den unerforschlichen Gerichten seiner Gerechtigkeit uns noch länger unter diesen Prüfungen leiden lassen“ wollte und bezeichnet es als „das gerechte Gericht Gottes, das die wegen unserer Sünden über uns verhängte Trübsal in vollem Maße uns zumißt“.[1]
Der hl. Basilius legt dar: „Die Lehren der (wahren) Religion sind umgestoßen, die Satzungen der Kirche in Unordnung gekommen. Die Ehrsucht von Leuten, die den Herrn nicht fürchten, sucht den Weg zu den Kirchenämtern; schon winkt sichtlich der Vorsitz als Preis der Gottlosigkeit, so daß der größte Lästerer für das bischöfliche Amt als der Berufenste erscheint.“ Er klagt: „Von einer Beachtung der Kanones ist keine Rede mehr; reichliche Gelegenheit zum Sündigen ist gegeben. Denn die durch menschlichen Eifer zur Herrschaft gelangt sind, wollen eben damit dem Eifer lohnen, daß sie den Sündern alles gestatten, was ihnen Lust bereitet. Von einem gerechten Gericht weiß man nichts mehr; ein jeder wandelt nach den Lüsten seines Herzens. Die Bosheit kennt kein Maß; das Volk ist ohne Warnung; die Vorgesetzten wagen nicht zu reden. Denn wer durch Menschenhilfe zur Herrschaft gekommen ist, ist Sklave derer, die ihm diese Gefälligkeit erwiesen haben.“ Er fährt fort: „Dabei lachen die Ungläubigen und wanken die Kleingläubigen. Der Glaube ist zweifelsüchtig (geworden) und Unwissenheit über die Seelen ausgegossen, weil die, die in Bosheit die Lehre fälschen, die Wahrheit nachahmen. Es schweigt der Mund der Gottesfürchtigen, losgelassen ist jede Lästerzunge, entweiht ist das Heilige. Die Vernünftigen unter den Laien fliehen die Bethäuser als Lehrstätten der Gottlosigkeit und erheben in den Einöden unter Seufzern und Tränen ihre Hände zum Herrn im Himmel empor.“ Er weist darauf hin, dass „das Volk mit Weibern und Kindern und gar mit den Greisen vor die Stadtmauern hinausströmt, unter freiem Himmel sein Gebet verrichtet, alle Unannehmlichkeiten der Witterung mit vieler Geduld erträgt und vom Herrn Hilfe erwartet.“[2]
Der hl. Basilius nennt es „das Allerbeklagenswerteste, daß auch der Teil, der gesund zu sein scheint, in sich selbst gespalten ist“, wodurch „die Kirchen in den Zustand äußerster Schwäche versetzt“ sind. Er will die „eigenen Kirchen wieder im alten Glanz der Rechtgläubigkeit leuchten sehen“ und bezeichnet „als höchstes Glück“ die „vom Herrn verliehene Gabe, das Falsche vom Echten und Reinen zu unterscheiden und den Glauben der Väter ohne Rückhalt zu verkünden, den Glauben, den auch wir angenommen und als den erkannt haben, der die apostolischen Kennzeichen an sich trägt“.[3]
[1] Epistulae 36,1; Bibliothek der Kirchenväter.
[2] Epistulae 36,2; Bibliothek der Kirchenväter.
[3] Epistulae 36,3; Bibliothek der Kirchenväter.





