Die wahre Willenskraft, die eine Wirkung der göttlichen Gnade ist, gewinnt man in wahrem, demütigem, vertrauendem und beharrlichem Gebet (vergl. hl. Thomas v. Aquin)
Darin liegt die wahre übernatürliche Erziehung des Willens. Das Gebet ist die Kraft für unsere Schwäche:
„Ich kann alles in dem, der mich stärkt“.
Gott befiehlt niemals das Unmögliche und gibt denen die Gnade, inmitten der größten Prüfungen treu zu sein, die recht darum bitten. Dann wird der Wille stark; er bekommt jene göttliche Stärke, wovon der Psalmist sagt: „Der Herr ist meine Stärke“.
Dann hat der menschliche Wille durch die göttliche Gnade Anteil an der Macht Gottes und wird frei von der Eigenliebe und von der Verlockung alles dessen, was uns von Gott abzieht und uns hindert, ganz Ihm zu gehören.
In der Übung aller Tugenden setzt die Lenksamkeit gegenüber dem göttlichen Willen die Verleugnung des Eigenwillens voraus, d. h. jenes Willens, der dem göttlichen nicht gleichförmig ist. So ist die Selbstverleugnung und der Opfergeist der unfehlbare Weg zur Vereinigung mit Gott; da ist dann die Liebe zu Gott am Ende Siegerin über die Eigenliebe, den Egoismus.
So erlangt die Seele schon hienieden einen Frieden und eine Einheit mit Gott, die ein Vorgeschmack des ewigen Lebens ist.
Quelle: Des Christen Weg zu Gott