Kirchliche und politische Stimmen verurteilen das Vorgehen scharf
Festnahme am Bahnhof von Durg
Am 25. Juli 2025 kam es im indischen Bundesstaat Chhattisgarh zu einem “Zwischenfall”, der mittlerweile internationale Aufmerksamkeit erregt. Zwei katholische Ordensschwestern der Kongregation der Green Garden Sisters wurden gemeinsam mit drei jungen christlichen Frauen am Bahnhof der Stadt Durg festgenommen. Die jungen Frauen sollten mit Zustimmung ihrer Eltern eine Tätigkeit in einem kirchlichen Krankenhaus in Agra aufnehmen.
Ein Zugbegleiter kontrollierte die Gruppe, stellte das Fehlen gültiger Bahnsteigkarten fest und alarmierte daraufhin Mitglieder der radikal-hinduistischen Bajrang Dal. Diese beschuldigten die Ordensfrauen umgehend, die Frauen gegen ihren Willen zum Christentum bekehren zu wollen.
Die Ordensfrauen legten schriftliche Einwilligungen der Eltern vor und machten geltend, dass die jungen Frauen bereits Christen seien. Dennoch griff die Polizei gewaltsam ein, nahm sowohl die Schwestern als auch die Frauen fest und übergab letztere einem Frauenschutzkomitee. Der Vorwurf lautete auf „Zwangskonversion“ und Menschenhandel – zwei schwerwiegende Anklagen, die vor allem in von hindu-nationalistischen Gruppen dominierten Regionen Indiens häufig gegen Christen erhoben werden.
Proteste und Reaktionen aus Kirche und Politik
Christen vor Ort reagierten mit friedlichen Gesängen auf dem Bahnhof, um eine Eskalation zu verhindern. Die katholische Bischofskonferenz Indiens verurteilte die Festnahmen als klaren Bruch der Religions- und Bewegungsfreiheit. Kardinal Oswald Gracias sprach von unbegründeten Vorwürfen und warnte vor einem massiven Imageschaden für Indien.
Auch politische Stimmen äußerten Kritik. Der Ministerpräsident von Kerala, Pinarayi Vijayan, sowie Oppositionsführer V. D. Satheesan forderten eine rasche Aufklärung und kritisierten die zunehmenden Übergriffe auf religiöse Minderheiten in BJP-regierten Bundesstaaten. Selbst ein Sprecher der BJP kündigte eine Untersuchung an.
In mehreren Bundesstaaten Indiens, darunter auch Chhattisgarh und Uttar Pradesh, gelten strenge Anti-Konversionsgesetze. Diese stellen Konversionen unter Strafe, sofern sie als erzwungen oder erkauft gelten. Immer wieder jedoch werden diese Gesetze als Mittel benutzt, um christliche Missionare und Ordensleute einzuschüchtern und zu kriminalisieren.
Kirchliche Organisationen verurteilen dies als bewusste Strategie, um die freie Ausübung des Glaubens zu unterdrücken. Der aktuelle Fall wird von vielen Beobachtern als große Kampagne gegen Christen in Indien verstanden.
Einschüchterung und öffentliche Demütigung
Die betroffenen Schwestern erfuhren bei der Festnahme öffentliche Beschimpfungen und Demütigungen durch einen wütenden Mob. Erst nach mehreren Stunden, auf Druck höherer Beamter, wurden die Schwestern freigelassen. Die jungen Frauen bleiben weiterhin unter staatlicher Beobachtung.
Dieser Vorfall steht exemplarisch für die zunehmend schwierigen Bedingungen und Hass, unter denen christliche Missionare und Ordensleute in Indien arbeiten müssen. Die katholische Kirche ruft dazu auf, für die betroffenen Schwestern zu beten und die verfolgten Christen in Indien geistlich und öffentlich zu unterstützen.
Die Kirche appelliert an die indische Regierung, ihrer Verantwortung nachzukommen und Ordensfrauen, Priester sowie christliche Hilfswerke vor Angriffen und Verleumdung zu schützen.