Ein Monat Papst Leo XIV. In dieser kurzen, aber intensiven Zeitspanne hat sich bereits ein Bild abgezeichnet – oder zumindest viele Fragestellungen aufgeworfen. Sicher: Gott kann Wunder wirken. Und es wäre vermessen, in menschlicher Überheblichkeit jede Wandlung auszuschließen. Doch ebenso wahr ist: Wunder sind die Ausnahme, nicht die Regel. Als Katholiken sind wir verpflichtet, in der Wahrheit zu stehen – ohne Illusionen, ohne ideologische Nebelkerzen.
Auch wenn die Zeit noch jung ist, müssen wir das bewerten, was aus dem Mund des Papstes selbst kommt. Es geht hier nicht um Interpretationen oder Meinungen Dritter. Es geht um die Faktenlage, die sich jeder getreue Katholik nüchtern und ehrlich anschauen muss.
Die verschiedenen Lager
Verschiedene Reaktionen und Haltungen wurden ins Leben gerufen. Folgende sind ein kleiner Überblick:
-
Die Ultraoptimisten: Für sie ist Leo der große Retter. Alles wird jetzt gut. Die Krise ist bald überwunden.
-
Die optimistisch Hoffenden: Er klingt besser als Franziskus, und das macht Hoffnung – obwohl es noch viele Fragezeichen gibt.
-
Die Mitte: Viele Aussagen sind besorgniserregend, doch Leo wirkt gemäßigter. Eine kosmetische Verbesserung ist denkbar – doch gerade das macht es eventuell gefährlich, weil es die Probleme verschiebt.
-
Die Wendehälse: Vorher laut kritisch, jetzt plötzlich begeisterte Fans. Ihre Meinung hängt von Äußerlichkeiten ab, nicht vom Glauben.
-
Die Pessimistischen: Leo XIV. wird Franziskus in vielem noch übertreffen – zum Schlechten. Diskussion ausgeschloßen!
Vorweg muss man betonen: Papst Leo XIV tritt deutlich ästhetischer auf als Franziskus. Ebenso wirkt er wesentlich gelassener als sein Vorgänger und hinterlässt nicht das Bild eines Diktators. Das sah bei Franziskus noch ganz anders aus. Wir haben es erlebt und mussten diesen Zustand lange schmerzlich ertragen. Die folgenden Punkte gehen wir mit einer gewissen Vorsicht an – wir sprechen hier immerhin vom Heiligen Vater, dem Stellvertreter Christi. Möge der Himmel seine Feinde zunichte machen und ihm helfen, die aktuellen Probleme der Kirche zu lösen. Ebenso erkennen wir beim Heiligen Vater eine große Liebe zur Muttergottes. Möge die Unbefleckte Jungfrau, die allzeit reine Gottesmutter, ihn unter Ihrem mütterlichen Schutzmantel bergen, ihn in seinem apostolischen Amt stärken und als treuen Diener Christi bewahren, damit er inmitten der Wirren dieser Zeit der Kirche als fester Fels und Hirte nach dem Herzen Jesu vorangehe. Wir erwarten ein langes Pontifikat – also genug Zeit für den Heiligen Vater, um zu erkennen, dass die Kirche immer weiter ausstirbt und die Kirchenbänke verstauben.
Was nun die bisherigen Aussagen, Gesten und Entscheidungen Leo XIV. betrifft, so ergibt sich ein Bild. Bereits vor seinem Amtsantritt war bekannt, dass er ein enger Vertrauter von Franziskus war. Es wird berichtet, dass beide häufig ausführliche Gespräche führten, in denen Franziskus seinen Nachfolger prägte. Diese geistige Nähe ist in vielen Aussagen Leos XIV. spürbar: Er ist nicht nur ein Nachfolger auf dem Stuhl Petri – sondern auch im Denken und Reden ein Erbe Franziskus. Zumindest in wichtigen Fragen. Auffällig ist der konsequente Gebrauch modernistischer Schlagworte. Begriffe wie Dialog, Begegnung, Synodalität, Vielfalt oder gemeinsame Verantwortung gehören inzwischen zum festen Sprachinventar des neuen Pontifikats. Was nach Offenheit klingt, ist in Wahrheit das bekannte Programm der Entleerung des Glaubens zugunsten humanistischer Kategorien.
Besonders irritierend ist die öffentliche Lobpreisung von Franziskus, die fast kultisch anmutet. Leo XIV. erklärte, bei der Messe die „geistliche Gegenwart“ seines Vorgängers verspürt zu haben. Solche Aussagen lassen jede traditionelle Unterscheidung zwischen Kirche streitend, leidend und triumphierend vermissen. Kein Wort von Fegefeuer, kein Hinweis auf Prüfung – Franziskus ist offenbar automatisch im Himmel. Das offenbart nicht nur eine modernistische Eschatologie, sondern auch ein gefährlich sentimentales Verständnis von Heiligkeit.
Ein weiteres Zeichen setzte Leo XIV. unmittelbar nach seiner Wahl mit einem offiziellen Brief: Er wandte sich an den American Jewish Committee, eine jüdische Lobbyorganisation. In diesem Schreiben versprach er die Fortführung des interreligiösen Dialogs im Geiste von Nostra Aetate. Kein Wort von Bekehrung, kein Hinweis auf das Heilswerk Christi – stattdessen reine Politik der Annäherung. Für einen Papst, der seine ersten Handlungen tätigt, ist das ein bezeichnender Akzent: Nicht Christus im Zentrum, sondern das “religiöse Miteinander” auf Augenhöhe.
Noch schwerwiegender ist jedoch die theologische Selbstverortung des neuen Papstes. In einer zentralen Rede erklärte Leo XIV. offen, die Kirche dürfe nicht die Fahne des Wahrheitsbesitzes schwenken. Stattdessen verstehe er Lehre als gemeinschaftlichen, multidisziplinären Prozess. Damit vollzieht er die Abkehr von der katholischen Auffassung, dass der Glaube die Zustimmung zum von Gott geoffenbarten, durch die Kirche unfehlbar vorgelegten Glaubensgut ist. Für Leo ist Lehre ein Suchprozess – Wahrheit ein Horizont, nicht eine Gabe. Diese Ablehnung der dogmatischen Festigkeit zeigt sich auch in seiner Verurteilung jeglicher „Indoktrination“, die er als „unmoralisch“ bezeichnet. Lehre, die den Anspruch erhebt, bindend zu sein, ist für Leo XIV. ein Angriff auf das Gewissen – also das Gegenteil dessen, was die Kirche knapp 2000 Jahre verkündet hat. Der Glaubensakt wird so zur Meinungsbildung degradiert, zur persönlichen Option im pluralistischen Spiel der Ideen. Die Stimme Christi wird ersetzt durch das Echo der Subjektivität.
Konsequent ist daher auch Leos Redeweise über andere Religionen. Er spricht nicht vom Irrtum oder der Notwendigkeit zur Bekehrung, sondern von der gemeinsamen Suche nach Gott und der “Weisheit anderer spiritueller Traditionen“. Diese Formulierungen fördern das, was die Kirche immer als Religionsrelativismus verurteilt hat. Anstatt zu lehren, dass nur Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, suggeriert Leo: Alle sind irgendwie “unterwegs”. Dass das dem katholischen Missionsauftrag diametral widerspricht, wird nicht einmal mehr als Problem empfunden.
In diesem Zusammenhang passt auch sein Glaubensverständnis. Leo definiert Glaube nicht als übernatürliche Tugend, sondern als „innere Haltung“, als „religiöses Gefühl“. Das ist exakt die Definition, die Pius X. in seiner Enzyklika Pascendi als Herzstück des Modernismus verurteilte: Der Glaube ist nicht mehr Antwort auf eine objektive Offenbarung – sondern subjektives Empfinden. Damit wird der katholische Glaube unkenntlich gemacht.
Leo scheute sich nicht lobende Worte an die Vertreter der katholischen Ostkirchen zu richten. So weit so gut. Die etlichen Skandale jedoch, durch Papst Franziskus und traditionis custodes verschärft, hat der Papst bis heute nicht aufgegriffen. Wird er das tun? Wird er es “harmonisch” angehen? Da er Papst Franziskus so hochgelobt hat, wird es schwierig von einer Verurteilung seinerseits des Motu Proprio zu träumen. Aber auch hier bewegen wir uns im dunklen Raum. Spekulativ und noch nicht gewiß, dafür fehlen eindeutige Aussagen Seiner Heiligkeit.
Auch moraltheologisch kündigt sich ein Bruch an. Leo XIV. bezeichnete die Todesstrafe (Anmerkung: Bevor er Papst wurde) als absolut auszuschließen. Damit stellt er sich gegen die beständige Position der Kirche, dass der Staat als Diener der Gerechtigkeit in bestimmten Fällen das Recht zur Vollstreckung der Todesstrafe besitzt. Gerade im Namen der „Menschenwürde“ wird hier ein göttliches Recht des Staates negiert. Inwiefern er sich dazu erneut äußern wird ist unklar, man kann davon ausgehen, dass dieses Thema erst später in seinem Pontifikat erneut zum Thema wird, wenn Geschehnisse in der Welt dies so veranlassen.
Nicht weniger bezeichnend ist die Entscheidung, eine Frau zur Sekretärin des Dikasteriums für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens zu ernennen. Auch wenn es sich nicht um ein sakramentales Amt handelt, ist der Bruch mit der Tradition offensichtlich. Ebenso die Ernennung eines neuen LGBT und pro Verhütungsmittel Bischof für St. Gallen. Hinzu kommt, dass Leo XIV. sich sprachlich vollkommen in den Jargon der Freimaurerei eingliedert. Wenn er von „universeller Brüderlichkeit“, „sozialökologischer Gerechtigkeit“, „Gleichheit“ und „Verantwortung für das gemeinsame Haus“ spricht, dann sind das keine kirchlichen Begriffe – sondern Schlagwörter der UNO, der EU und globalistischer Netzwerke. Das Königtum Christi wird durch eine diesseitige Weltordnung ersetzt.
Die missionarische Aufgabe der Kirche wird in seinen Reden durch Begriffe wie „Teilhabe“, „Wertschätzung der Vielfalt“ und „Verständigung“ ersetzt. Die Rettung der Seelen weicht der Rettung des Planeten. Der Weg ins Paradies wird ersetzt durch den Weg zur nachhaltigen Gesellschaft. Besonders verwirrend ist seine Redeweise von einer angeblich teilweisen Einheit mit Häretikern, eine real existierende, aber unvollständige Gemeinschaft mit anderen getrennten Christen. Doch in der überlieferten Lehre der Kirche gibt es keine halbe Einheit: Entweder jemand ist in der Kirche – oder nicht. Das Konzept der Teilkommunion wurde von Johannes Paul II. eingeführt und von Benedikt XVI. verstärkt. Der Heilige Vater bedient sich dieser Elemente weniger offensiv, aber nicht abgeneigt.
Von daher gilt es, viel für den Papst zu beten. Gerade in seinem schweren Amt wird er sich mit den aktuellen Problemen noch dringlicher beschäftigen müssen. Der Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils wird die Zerstörung weiter vorantreiben. Beten wir also darum, dass der Heilige Vater die enorme Schlagkraft des Modernismus erkennt, ihn zurückweist, verurteilt und für die Kirche kämpft. Dann wäre er tatsächlich Leo – der Löwe.
6 Antworten
Erwarten wir nichts.
Aber erhoffen wir alles.
Sehr interessant, danke! Ich bitte für jedes Zitat um die Originalquelle, dann wäre der Text perfekt. Ohne diese kann ich ihn leider nicht weiterreichen oder damit argumentieren.
Was mich sofort gestört hat, war, daß ich sofort bei dem Betreten der Seite von einem eingeschwungenen Banner zur Auswahl der Cookipräferenzen begrüßt wurde.
Warum muß einem das derart vor den Latz geknallt werden?
Also erstmal schon etwas unwillig meine Auswahl getroffen und als nächstes schwingt sind die Aufforderung, Mitglied zu werden über den Artikel.
Das ganze wirkt extrem marktschreierisch und hat mich dazu veranlasst, mich sofort den Kommentaren zuzuwenden, bevor ich mich den Artikel zuwende.
Solche Praktiken sind abstoßend und aufdringlich und wirken, zumindest auf mich, keiinesfalls einladend.
Der Ersteller der Seite sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht einen deutlich unaufdringlicheren Weg wählen möchte, diese Dinge zur Sprache zu bringen, Beispiele dafür gibt es im Netz genügend, wenn es auch zur Zeit wohl Mode geworden zu sein scheint, Nutzer einer Website überfahren zu wollen.
Mal sehen, ob dieser Kommentar wegmoderiert werden wird, aber dann gibt es ja noch andere Möglichkeiten, seine Meinung öffentlichkeitswirksam kund zu tun.
Grüß Gott,
die Cookies sind leider Pflicht, ansonsten erhält man sehr schnell ein Abmahnbrief von einem netten Anwalt. Dass es störend ist, kann ich verstehen. Bezüglich der Mitgliedschaft, ist es nunmehr so, dass sehr viele interessiert sind und dadurch die Info sofort erhalten. Es ist auch so eingestellt, dass es nur ein einziges Mal pro Nutzer erscheint. Wenn Sie es wegklicken, sollte es nichtmehr erscheinen, außer Sie löschen Ihren Verlauf. Ich hoffe, Sie können es etwas nachvollziehen und hoffen, dass Sie dennoch gerne unsere Beiträge lesen.
In Christo und Maria
Christkönigtum
Höflichkeit ist für Sie ein Fremdwort?
Bitte arbeiten Sie noch etwas an Ihrer persönlichen Darstellung.
Dann kommen Sie viel angenehmer rüber.
Am 20. Mai 25 sagt die Seherin Manuela Strack in Sievernich (und wiederholt hiermit die Worte des hl. Erzengels Michael in der vorangegangenen Erscheinung): Manuela blickt zurück auf das Jahr 2001, wo die Muttergottes ihr die Rosen (gelb, rot, weiß) gezeigt hatte. “Leo XIV. ist die weiße Rose, die für Italien, für den Vatikan steht. Die weiße Rose steht für das Gebet, für das Gebetsleben, für die Reinheit, für die Klarheit. Unser neuer heiliger Vater ist gerufen zur Erneuerung der Heiligkeit der katholischen Kirche. Wir sollen SEHR für ihn beten, damit er den Einflüssen des Zeitgeistes entgeht. Der Zeitgeist – bedenken wir es gut – ist NICHT der Heilige Geist. Es wurde auch gesagt, dass die Seelen verdunkelt werden durch Kompromisse, die geschlossen werden; wir müssen wissen: der Zeitgeist ist nicht der Hl. Geist. Wir müssen sehr für ihn beten, weil – und ich sage es so, wie es gesagt worden ist (und es ist immer wichtig, nachher auch alles schriftlich, den genauen Wortlaut vor sich zu haben – : “DER WIDERSACHER TRACHTET NACH UNSEREM HEILIGEN VATER! PAPST LEO WIRD DAS SCHIFF DER KIRCHE DURCH DIE WOGEN DER DRANGSAL FÜHREN.” Wir müssen SEHR für ihn beten; wenn der Widersacher nach ihm trachtet, kann ich nur sagen: bitte betet für unseren hl. Vater!” – Außerdem ist Papst Leo der in den Prophezeiungen des Malachias genannte “Petrus Romanus” und somit der letzte Papst für viele Katholiken. – Ich finde Ihren Text anmaßend und verurteilend, wie immer scheinen Sie alles besser zu wissen; ich habe von Ihnen den Eindruck wie von einem Fass kurz vor dem Überlaufen, einem Schnellkochtopf kurz vor dem Platzen, mit einem moralischen Niveau auf 180. Papst Leo steht erst am Anfang und ist noch längst nicht aus sich herausgekommen. Hören Sie also bitte damit auf, ihn gleich in Ihre Schublade zu stecken. Das, was Sie schreiben, ist Gott sei Dank weder verbindlich noch heilswirksam für mich als gläubige, treue Katholikin im besten Sinn. Geben Sie Ruhe, halten Sie die Füße still und wahren Sie den Frieden! Und vor allem: legen Sie die Eigenschaften Christi an den Tag: Liebe, Barmherzigkeit, Geduld!