Das tragen des Schleiers während der Heiligen Messe

Das Tragen des Schleiers durch Frauen während der heiligen Messe hat tiefe theologische, liturgische und kulturelle Wurzeln in der Tradition der katholischen Kirche. Diese Praxis wird durch biblische, kirchenrechtliche und spirituelle Überlegungen gestützt, die auch heute noch von katholischen Gläubigen hochgehalten werden. Im Folgenden wird dies ausführlich und im Detail dargelegt:

Biblische Grundlage

Die Grundlage für das Tragen des Schleiers liegt im Neuen Testament, insbesondere in 1. Korinther 11,2–16. Der heilige Paulus spricht hier von der Kopfbedeckung der Frau im Kontext des Gebets und der Liturgie:

Hierarchische Ordnung der Schöpfung: Paulus betont, dass Christus das Haupt des Mannes ist, der Mann das Haupt der Frau und Gott das Haupt Christi (1. Kor 11,3). Der Schleier symbolisiert die Anerkennung dieser göttlichen Ordnung. Ehrerbietung gegenüber Gott: Paulus lehrt, dass die Frau ihre Rolle in der göttlichen Schöpfungsordnung ehren soll, indem sie ihr Haupt bedeckt, insbesondere beim Gebet und in der Liturgie. Der Mann soll hingegen sein Haupt unbedeckt lassen, da er das Abbild und die Herrlichkeit Gottes ist, während die Frau die Herrlichkeit des Mannes ist (1. Kor 11,7). Engel als Zeugen: Paulus erwähnt, dass Frauen ihr Haupt „wegen der Engel“ bedecken sollen (1. Kor 11,10). Dies wird traditionell so verstanden, dass Engel in der Liturgie gegenwärtig sind und die äußere Haltung der Ehrfurcht erwarten.

Der Schleier als apostolisches Gebot

Der Schleier war kein kulturelles Phänomen, das nur in der Antike Bedeutung hatte, sondern wurde von den Aposteln als verbindliche Praxis für die ganze Kirche eingeführt. Die apostolische Autorität, die Paulus in 1. Kor 11 beansprucht („Ich lobe euch, dass ihr in allem an mich denkt und die Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch übergeben habe“ – 1. Kor 11,2), zeigt, dass das Tragen des Schleiers Teil der apostolischen Überlieferung ist. Der Schleier steht in Verbindung mit der Heiligkeit der Liturgie und der besonderen Rolle der Frau als Abbild der Kirche. Diese Symbolik ist unveränderlich und zeitlos, weshalb die Tradition seit den Aposteln bewahrt wurde. Die Liturgie der Kirche ist ein Abbild der himmlischen Liturgie, und der Schleier erinnert an die Ehrfurcht, mit der die Gläubigen sich dem Mysterium Gottes nähern sollen.

Kirchenrechtliche Bestimmungen

Die katholische Kirche hat das Tragen des Schleiers im früheren Kirchenrecht ausdrücklich vorgeschrieben.

Codex Iuris Canonici von 1917: Im Kanon 1262 §2 wird festgelegt, dass Frauen in der Kirche ihre Häupter bedecken sollen. Dies reflektiert die langjährige Tradition der Kirche, Frauen zur Verschleierung während des Gottesdienstes zu ermahnen.

Codex Iuris Canonici von 1983: Der neue Codex erwähnt den Schleier nicht explizit, aber deshalb ist er nicht automatisch abgeschafft. Dies liegt daran, dass der neue Codex bestehende liturgische Traditionen nicht notwendigerweise aufhebt, wenn sie nicht explizit widerrufen werden. Die Praxis wird also als eine „ungeschriebene“ Norm betrachtet, die in der Kontinuität der kirchlichen Disziplin fortlebt.

Theologische Bedeutung des Schleiers

Der Schleier hat eine tiefe spirituelle und symbolische Bedeutung, die über rein kulturelle oder disziplinarische Vorschriften hinausgeht.

Zeichen der Demut und Unterordnung

Der Schleier ist ein äußeres Zeichen der inneren Haltung der Demut und der Anerkennung der Autorität Gottes. Er zeigt die Bereitschaft der Frau, ihre Rolle in der Schöpfungsordnung anzunehmen, wie sie in der Schrift und in der kirchlichen Tradition gelehrt wird. Diese Haltung wird nicht als Erniedrigung, sondern als Dienst und Hingabe an Gott verstanden.

Symbol der Weiblichkeit und der Würde

Der Schleier hebt die Weiblichkeit und die besondere Würde der Frau hervor. In der katholischen Theologie wird die Frau oft mit der Kirche, der Braut Christi, verglichen. Der Schleier symbolisiert die Reinheit, Hingabe und Treue, die die Kirche ihrem göttlichen Bräutigam entgegenbringt.

Liturgische Reinheit und Heiligkeit

In der Liturgie wird der Schleier auch als Ausdruck der Heiligkeit und der Absonderung von Weltlichem gesehen. Ähnlich wie der Tabernakel oder der Altar mit einem Tuch bedeckt wird, um seine Heiligkeit zu betonen, bedeckt die Frau ihr Haupt als Zeichen dafür, dass sie in der Gegenwart Gottes steht.

Ehrerbietung gegenüber dem Sakramentalen Mysterium

Die heilige Messe ist das Zentrum des katholischen Glaubens, in dem das Opfer Christi vergegenwärtigt wird. Der Schleier ist ein Zeichen der Ehrfurcht und der Anerkennung der erhabenen Gegenwart Christi in der Eucharistie. Frauen bedecken ihr Haupt, um ihre persönliche Hingabe und die übernatürliche Würde des Augenblicks zu unterstreichen.

Engel und die unsichtbare Liturgie

Die Erwähnung der Engel in 1. Kor 11,10 verweist auf die unsichtbare Realität der Liturgie. Die Engel nehmen an der Messe teil und preisen Gott. Der Schleier der Frau wird als Respekt vor dieser himmlischen Ordnung verstanden.

Praktische Aspekte der Tradition

Einheit und Kontinuität: Das Tragen des Schleiers verbindet die Gläubigen mit den Jahrhunderten der kirchlichen Praxis und stärkt das Bewusstsein für die Kontinuität der katholischen Tradition.

Unterscheidung von Weltlichem: Der Schleier erinnert daran, dass die Kirche ein heiliger Ort ist, wo sich Himmel und Erde begegnen. Er signalisiert die Absonderung von der Welt und die Hinwendung zu Gott.

Die Frau als Abbild der Kirche

Die Frau wird in der katholischen Theologie als Symbol für die Kirche verstanden, die Braut Christi (Eph. 5,22–33). Der Schleier verweist auf die Kirche, die vor ihrem göttlichen Bräutigam verhüllt ist. Diese Verhüllung drückt nicht nur Ehrfurcht aus, sondern auch die Erwartung der endgültigen Vereinigung mit Christus am Ende der Zeiten, wenn die Kirche „enthüllt“ wird und die Hochzeit des Lammes gefeiert wird (Offb. 19,7–9).

Der Schleier als Antithese zur Säkularisierung

In einer Welt, die zunehmend von Profanität und äußerer Zurschaustellung geprägt ist, ist der Schleier ein Gegenzeichen. Er drückt eine Absage an die Selbstverherrlichung und die Weltlichkeit aus. Stattdessen bekennt sich die Frau durch den Schleier zu den ewigen Werten von Demut, Reinheit und Heiligkeit.

Der Schleier als Zeichen des Gehorsams

Der Gehorsam gegenüber Gott und der göttlichen Ordnung ist ein zentraler Aspekt der christlichen Spiritualität. Der Schleier symbolisiert den bewussten Gehorsam der Frau gegenüber Gottes Willen und der von ihm geschaffenen Ordnung. Dieser Gehorsam ist kein Zwang, sondern eine freie Hingabe, die auf der Liebe zu Gott basiert.

Der Schleier als Ausdruck des Opfers

Die heilige Messe ist ein Opfer, bei dem die Gläubigen ihre eigenen Opfer mit dem Opfer Christi vereinen. Der Schleier, der das Haupt der Frau bedeckt, symbolisiert die Bereitschaft zur Selbsthingabe. Diese Verhüllung bedeutet ein Verzicht auf den Eigenwillen und die Eitelkeit, ein Zeichen dafür, dass die Frau ihr ganzes Sein Gott weiht und nicht für weltliche Anerkennung lebt.

Der Schleier und die Mystik der Weiblichkeit

Die katholische Mystik betont oft die einzigartige Fähigkeit der Frau, Leben zu empfangen, zu hüten und weiterzugeben, sowohl physisch als auch spirituell. Der Schleier steht für diese mystische Dimension der Weiblichkeit, die in der Liturgie besonders hervorgehoben wird.

Der Schleier als Schutz vor Profanierung

Der Schleier fungiert nicht nur als Zeichen der Ehrfurcht, sondern auch als Schutz vor der Profanierung des Heiligen. In der katholischen Tradition werden heilige Dinge oft bedeckt, um sie vor alltäglicher Berührung oder Respektlosigkeit zu bewahren. Der Schleier der Frau deutet darauf hin, dass sie als Trägerin des Lebens und als Abbild der Kirche selbst heilig ist und daher einen besonderen Schutz verdient.

Der Schleier als Ausdruck der Mystik der Ehe

Die katholische Ehetheologie betont, dass die Frau ein Abbild der Kirche ist, während der Mann Christus repräsentiert (Eph 5,22-33). Der Schleier symbolisiert das Geheimnis der ehelichen Beziehung zwischen Christus und seiner Kirche. In der Liturgie, die als die „himmlische Hochzeit“ angesehen wird, erinnert der Schleier daran, dass die Frau als Braut Christi vor ihrem Bräutigam steht.

Der Schleier und die Demut Christi

Der Schleier spiegelt nicht nur die Demut der Frau, sondern auch die Demut Christi wider. Christus verhüllte seine Göttlichkeit in seiner Menschwerdung, um den Menschen zu retten. Der Schleier ist eine Nachahmung dieses Aktes der Selbsterniedrigung, ein Zeichen dafür, dass die Frau Christus in seiner Demut nacheifert.

Schußfolgerung

Das Tragen des Schleiers während der heiligen Messe ist eine reiche, vielschichtige Tradition mit biblischen, theologischen und liturgischen Wurzeln. Es symbolisiert Demut, Reinheit, die Anerkennung der göttlichen Ordnung und die Ehrerbietung gegenüber dem Mysterium der Eucharistie. Auch wenn es heute nicht mehr ausdrücklich im CIC steht, bleibt es ein kraftvolles Zeichen der Verbundenheit mit der Tradition und ein Ausdruck des katholischen Glaubens. Das Tragen des Schleiers während der heiligen Messe ist außerdem eine 2000-jährige apostolische Tradition, die auf die Lehren des Paulus, die Praxis der frühen Kirche und die theologische Symbolik der Liturgie zurückgeht. Sie wurde von den Aposteln eingeführt und über Jahrhunderte hinweg von der Kirche bewahrt, da sie die göttliche Schöpfungsordnung, die Ehrfurcht vor Gott und die Heiligkeit der Liturgie zum Ausdruck bringt. Diese Tradition ist ein zeitloses Zeichen der Treue zur apostolischen Lehre und ein sichtbares Bekenntnis zur katholischen Identität.

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