Der Reichsgedanke: Rettung für Europa?

Kaplan Maessen hat in einem Vortrag über den „Reichsgedanken“ gesprochen und versucht dabei die theologische Bedeutung hinter dem tausendjährigen Reich im Mittelalter zu erklären. Beginnen tut er mit einer eingehenden Betrachtung der biblischen Gestalt des Melchisedek, dessen Bedeutung sich über die Jahrtausende erstreckt und in das christliche Verständnis von Priestertum und Reich eingeflossen ist. Diese Figur ist nicht nur ein symbolischer Priesterkönig, sondern stellt einen wichtigen Knotenpunkt dar, an dem sich religiöse und politische Vorstellungen vermischen.

 

Melchisedek: Ein Archetyp für das universale Priestertum

In der Bibel wird Melchisedek als „Priester des Allerhöchsten Gottes“ bezeichnet. Besonders bemerkenswert ist, dass Melchisedek entgegen der damaligen Sitte kein Tieropfer, sondern ein Speiseopfer aus Brot und Wein darbrachte. Dieses unblutige Opfer wird als Symbol der Unschuld gedeutet, das auf den Zustand der Menschheit vor dem Sündenfall verweist. 

Maessen sieht in dieser Tradition eine Verbindung zum Priestertum Christi, der „nicht in einem nationaljüdischen Priestertum Priester sein konnte“, sondern ein „universales Priestertum“ ausübte. Das Priestertum Melchisedeks wird von Maessen als ein universales Priestertum verstanden, das die engen Grenzen des jüdischen Gesetzes überschreitet und damit als Vorbild für das Priestertum Christi dient. 

Die Reichskrone und ihre theologische Bedeutung

Ein weiterer zentraler Aspekt der Ausführungen Maessens ist die Bedeutung der Reichskrone, die er als Symbol des universalen Königtums beschreibt. Diese über 1200 Jahre alte Krone steht für ihn nicht nur für die weltliche Macht, sondern auch für die geistliche Ordnung, die ihren Ursprung in Christus hat. Maessen deutet an, dass die Reichskrone ein Abbild der göttlichen Ordnung ist, in der weltliche und geistliche Macht harmonisch zusammenwirken sollen.

Er verweist auf die symbolische Verbindung der Reichskrone mit Melchisedek, indem er darauf hinweist, dass der Träger der Krone „Anteil am Königtum Melchisedeks“ hat. Dies bedeutet, dass das Königtum, wie es in der christlichen Tradition verstanden wird, nicht einfach eine weltliche Herrschaft ist, sondern Ausdruck der göttlichen Ordnung und der universalen Herrschaft Christi über die ganze Menschheitsfamilie.

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Die göttliche Ordnung und ihre Implikationen für die Gesellschaft

Maessen betont den Gedanken, dass die gesellschaftliche und staatliche Ordnung nicht allein vom Menschen geschaffen wird, sondern tief in der göttlichen Schöpfungsordnung verwurzelt ist. Er kritisiert moderne Vorstellungen, die den Menschen als autonomes Wesen sehen, das sich seine Ordnung selbst gibt. Stattdessen erinnert er daran, dass „Anfang und Ende unseres Lebens […] uns aus der Hand genommen“ sind, was zeigt, dass die grundlegenden Aspekte unserer Existenz nicht unserer eigenen Verfügung unterliegen.

Die moderne Gesellschaft untergrabe die göttliche Ordnung, indem sie grundlegende Naturgesetze und göttliche Prinzipien in Frage stellt. Maessen sieht in dieser Entwicklung eine gefährliche Tendenz, die letztlich zur Selbstzerstörung führen könne, wenn der Mensch weiterhin versuche, „sich selbst zu erschaffen“.

Die Familie als Abbild der göttlichen Dreifaltigkeit

Ein zentraler Punkt in Maessens Vortrag ist die Bedeutung der Familie als Abbild der göttlichen Dreifaltigkeit. Er beschreibt die Familie als die grundlegendste soziale Einheit, die die göttliche Ordnung widerspiegelt. In der Heiligen Familie – Jesus, Maria und Josef – sieht er das „vollkommenste Bild der Dreifaltigkeit auf Erden“. Diese Familie ist nicht nur Vorbild für die Kirche, sondern auch für die menschliche Gesellschaft.

Maessen argumentiert, dass die Gesellschaft nur dann gesund und stabil sein kann, wenn sie sich an diesem göttlichen Vorbild orientiert. Er warnt vor den Folgen einer Erosion der Familie und der gesellschaftlichen Ordnung, die er als Folge einer Abkehr von dieser göttlichen Struktur sieht. Die Zerstörung dieser Ordnung führe letztlich zu Chaos und Verderben, was in seinen Augen die größte Gefahr für die moderne Welt darstellt.

Das Römische Reich und seine christliche Sendung

In seiner weiteren Argumentation zieht Maessen eine Linie vom biblischen Melchisedek über das Königtum Davids zum christlichen Römischen Reich. Er beschreibt das Römische Reich als Vehikel für die Verbreitung des Christentums und den Schutz der menschlichen Zivilisation. Dieses Reich, so Maessen, habe seine Aufgabe darin gesehen, das Naturgesetz durchzusetzen und die Barbaren zur Menschlichkeit zu erziehen.

Er verweist auf die römische Idee der „humanitas“, die nicht im freimaurerischen Sinne verstanden wurde, sondern als Ausdruck menschlicher Sittlichkeit, die dem göttlichen Willen entspricht. In dieser Tradition sieht er das Römische Reich als eine Kraft des Guten, die das Chaos und die Finsternis zurückdrängt, indem sie die göttliche Ordnung auf Erden verteidigt.

Schlussfolgerung: Der Reichsgedanke als Leitbild für die Zukunft

Kaplan Maessen schließt seinen Vortrag mit einer eindringlichen Mahnung zur Wiederbelebung der göttlichen Ordnung und des Reich-Gottes-Gedankens. Er sieht die gegenwärtige Krise der Welt als Folge der Abkehr von diesen Prinzipien und warnt vor den Folgen, wenn die Menschheit weiterhin den Weg der Selbstzerstörung geht. Der Reichsgedanke, wie er in der christlichen Tradition verstanden wird, bietet in Maessens Augen eine Lösung für die tiefgreifenden Probleme der modernen Welt. 

 

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