Immer wieder begegnet man im Internet, in pseudowissenschaftlichen Büchern oder in populären Filmen wie Zeitgeist der Behauptung, das Christentum sei keine originäre Religion, sondern eine Kopie älterer heidnischer Kulte – insbesondere der ägyptischen Mythologie. Jesus von Nazareth sei nur eine spätere Variante des Gottes Horus, geboren von einer Jungfrau am 25. Dezember, mit 12 Jüngern, gekreuzigt und auferstanden. Solche Behauptungen scheinen auf den ersten Blick verblüffende Parallelen zu zeigen – doch bei näherer Betrachtung zerfallen sie in nichts.
Die Wahrheit verdient Verteidigung
Als Katholiken dürfen wir diesen Angriffen auf unseren Glauben nicht gleichgültig begegnen. Die Wahrheit verdient Verteidigung – mit Vernunft, mit Glaube, und mit historischer Präzision. Dieser Artikel zeigt detailliert, warum die angeblichen Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und ägyptischer Religion nicht nur oberflächlich, sondern schlicht falsch sind. Gleichzeitig bezeugen wir: Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, wurde am 25. Dezember in der Fülle der Zeit geboren – nicht als mythisches Abbild, sondern als realer Retter in der Geschichte der Menschheit.
1. Ursprung des Christentums: Das Judentum, nicht Ägypten
Das Christentum ist keine neue Religion „aus dem Nichts“, sondern erfüllt die Verheißungen Gottes an das Volk Israel. Jesus ist der Messias, der von den Propheten vorhergesagt wurde (vgl. Jes 7,14; Micha 5,1; Jes 53). Er wurde in einem jüdischen Kontext geboren, lebte als gesetzestreuer Jude, predigte in Galiläa und Judäa und feierte mit seinen Jüngern das Paschafest. Die ersten Christen waren Juden, die Jesus als Erfüllung der Schrift erkannten.
Von ägyptischer Religion war in der frühen Kirche keine Rede. Die Evangelien atmen den Geist der Psalmen, der Tora und der Propheten – nicht den der Pyramidentexte oder Isis-Kulte. Die Apostel, die Kirchenväter, die Märtyrer der ersten Jahrhunderte: Sie alle verkündeten nicht einen Mythos, sondern einen historischen Erlöser, der „unter Pontius Pilatus gelitten hat“.
2. Die Geburt Christi am 25. Dezember – eine von der Kirche bezeugte Tatsache
Während manche Christen in der Neuzeit behaupten, das genaue Geburtsdatum Jesu sei unbekannt, hält die katholische Kirche mit Recht daran fest, dass Jesus Christus am 25. Dezember geboren wurde. Schon im 2. und 3. Jahrhundert gibt es Hinweise auf dieses Datum in den Schriften der Kirchenväter. Papst Liberius bestimmte im Jahr 354 den 25. Dezember offiziell als liturgisches Hochfest der Geburt Christi – aber nicht, weil man „ein heidnisches Sonnenfest ersetzen“ wollte, sondern weil dieses Datum aus theologischen und chronologischen Überlegungen gewählt wurde.
Nach altkirchlicher Vorstellung wurde die Welt am 25. März erschaffen. Auch die Empfängnis Christi durch den Heiligen Geist wurde auf dieses Datum gelegt – was logisch zur Geburt am 25. Dezember führt. Diese Berechnung findet sich bereits bei Tertullian und Hippolyt von Rom. Der 25. Dezember ist daher nicht heidnischen Ursprungs, sondern Ausdruck der göttlichen Ordnung: Christus, das Licht der Welt, kommt zur dunkelsten Zeit, um die Finsternis zu vertreiben.
3. Die Horus-Jesus-Parallele – ein modernes Märchen
Laut esoterischer Literatur wurde auch der ägyptische Gott Horus von einer Jungfrau geboren, am 25. Dezember, hatte 12 Jünger, wurde gekreuzigt, starb und stand wieder auf. Das klingt zunächst verdächtig vertraut – ist aber frei erfunden. Kein einziger altägyptischer Text enthält diese Kombination.
Die widerlegten Mythen
Jungfrauengeburt?
Die Mutter des Horus, Isis, war keine Jungfrau. Der Mythos erzählt, dass sie den zerstückelten Leichnam ihres Mannes Osiris wieder zusammensetzte, den fehlenden Phallus durch Magie ersetzte und mit ihm Horus zeugte. Dies ist ein Fruchtbarkeitsritual, kein Akt jungfräulicher Empfängnis im geistlichen Sinn, wie ihn das Evangelium von Maria bezeugt (Lk 1,34–35).
Geburt am 25. Dezember?
Der ägyptische Kalender war völlig anders strukturiert als der römische oder gregorianische Kalender. Horus hatte kein festes Geburtsdatum, schon gar nicht im Winter. Die Verbindung mit dem 25. Dezember ist eine moderne Projektion, ohne jede ägyptologische Grundlage.
12 Jünger?
Horus hatte keine Jünger. In manchen Mythen kämpft er mit Göttern oder Geistern gegen Seth – doch es existiert kein Motiv einer missionarischen Jüngerschar, wie bei Jesus, der bewusst zwölf Apostel als Zeichen für die zwölf Stämme Israels wählt (vgl. Mt 10,1–4).
Kreuzigung und Auferstehung?
Die Kreuzigung war eine römische Hinrichtungsart, die es im alten Ägypten gar nicht gab. Horus wurde nicht gekreuzigt. In manchen Überlieferungen stirbt Osiris (nicht Horus) und wird zum Herrscher der Unterwelt, aber es gibt keine leibliche Auferstehung. Die Auferstehung Christi hingegen wird als historisches Ereignis bezeugt – von Zeitzeugen, mit konkreten Erscheinungen des Auferstandenen (vgl. 1 Kor 15,3–8).
4. Christliche Einzigartigkeit: Der Logos wird Fleisch
Was das Christentum von allen Mythen unterscheidet, ist der Einbruch Gottes in die Geschichte. Nicht ein Halbgott steigt herab, nicht ein Naturgeist kehrt wieder – sondern Gott selbst wird Mensch, durch die Jungfrau Maria, in Bethlehem, unter Augustus.
Diese Menschwerdung Gottes ist weder ein Plagiat noch ein Archetyp – sondern ein einmaliges, heilsgeschichtliches Ereignis. Kein ägyptischer Gott stirbt „für die Sünden der Welt“, kein Isis-Mythos spricht von Feindesliebe, Demut und dem Kreuz als Rettung. Die christliche Botschaft ist so originell, so unerwartet, so paradox – dass sie gerade darin ihre Wahrheit offenbart.
5. Warum diese Mythen so beliebt sind
Die Behauptung, das Christentum sei bloß ein Plagiat heidnischer Religionen, ist bequem. Sie entlastet den modernen Menschen von der Forderung des Evangeliums: Umkehr, Glaube, Nachfolge. Wenn Jesus nur ein Mythos ist, muss man ihm nicht gehorchen. Doch das Christentum ist keine Ideologie, sondern eine Antwort auf den lebendigen Gott – der in Christus sichtbar wurde.