Wie das Samenkorn keinen Stengel emportreiben kann, der eine neue Ähre tragen soll, ehe es nicht seine Wurzeln ins Erdreich geschickt hat, so kann die Seele keine Frucht des Apostolates bringen, wenn sie nicht zuvor Wurzel schlägt in einem ernsthaften Innenleben, wodurch sie aus Gott selbst den Lebenssaft gewinnt, der sie fruchtbar macht. Das innerliche Leben ist das Lebensprinzip, ist die Kraft, ist die Flamme des Apostolates; andererseits aber kann auch das Apostolat seinen Teil zum innerlichen Leben beitragen, ihm zu mehr Hochherzigkeit und Intensität verhelfen.
Wenn eine Seele vom apostolischen Ideal ergriffen ist, so treibt schon dieses Verlangen, andere Seelen für Gott zu gewinnen, sie zu großzügiger Hingabe an das Gebet, die Abtötung, an die Tugendübung, damit sie fähiger werde für ein fruchtbares Apostolat. Wenn also das Innenleben die Seele des Apostolates bildet, so ist das Apostolat seinerseits eine mächtige Triebfeder, die Seele anzuspornen zur Vereinigung mit Gott, zur Vollkommenheit, zur Heiligkeit. Das apostolische Ideal erweckt seinerseits geistige Energie, weckt hochherziges, heiliges Leben. Ist das apostolische Ideal lebendig erfasst, so treibt es die Seele nicht blindlings zur Tätigkeit, führt sie vielmehr zu einem tieferen Innenleben, zur Ganzhingabe ihrer selbst, zur Heiligkeit; denn es ist notwendig sich zu heiligen, um andere heiligen zu können. „Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind“ (Joh. 17, 19)
Quelle: Geheimnis der Gottesfreundschaft