„Nicht in voller Gemeinschaft?“ – Die Frage nach der Stellung der FSSPX

Fast schon hitzig entfacht sich die Debatte mit Neokonservativen, sobald es um die Priesterbruderschaft St. Pius X. geht. Als vermeintliches Totschlagargument wird dann oft angeführt: „Sie stehen nicht in voller Gemeinschaft mit der Kirche.“

Nur eine Teilgemeinschaft? Wie schockierend! Und was nun? Doch die entscheidende Frage lautet: Haben diese Begrifflichkeiten überhaupt eine theologische Grundlage? Die Antwort dürfte vielen nicht schmecken.

Was bedeutet „in Gemeinschaft“ mit der Kirche?

Der Begriff „in Kommunion“ stammt aus der traditionellen kirchlichen Lehre und wurde stets klar definiert. Was bedeutet jedoch Exkommunikation:

„Exkommunikation (lateinisch ex, aus, und communio oder communicatio, Gemeinschaft – Ausschluss von der Gemeinschaft) ist die schwerste kirchliche Zensur. Sie ist eine geistliche Strafe, die den schuldigen Christen von aller Teilnahme an den gemeinsamen Segnungen der kirchlichen Gemeinschaft ausschließt.“

Mit anderen Worten: Wer „in Gemeinschaft – in Kommunion“ ist, kann die Sakramente empfangen und an den geistlichen Segnungen der Kirche teilhaben. Wer „aus der Gemeinschaft“ ist, also exkommuniziert, ist davon ausgeschlossen. Dieser Begriff ist eindeutig und kennt keine Zwischenschritte. Man ist entweder „in Gemeinschaft – in Kommunion“ oder nicht – ähnlich wie jemand entweder verheiratet oder ledig ist. Die heute oft verwendeten Begriffe „volle Gemeinschaft“ oder „teilweise Gemeinschaft“ entstanden erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und sind in der kirchlichen Lehre der ersten 19 Jahrhunderte unbekannt.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X und die Gemeinschaft mit der Kirche

Kritiker werfen der Priesterbruderschaft St. Pius X vor, nicht in „voller Gemeinschaft“ mit Rom zu stehen. Doch diese Terminologie ist irreführend, wenn man sie im Lichte der traditionellen Definition von Gemeinschaft betrachtet. Die Mitglieder der Bruderschaft bekennen den katholischen Glauben, spenden gültige Sakramente und anerkennen den Papst (wo ein praktischer Gehorsam nahezu unmöglich geworden ist) sowie die Hierarchie der Kirche. Somit erfüllen sie die Kriterien, um „in Gemeinschaft“ mit der Kirche zu stehen. Dies wurde schon 1991 deutlich, als der Heilige Stuhl die „Exkommunikation“ einiger Gläubiger, ausgesprochen von Bischof Joseph Ferrario, für ungültig erklärte, die die Sakramente bei der Bruderschaft empfangen hatten. Spätestens mit der Aufhebung der Exkommunikation (die Priesterbruderschaft hat deren Gültigkeit stets bestritten) der Bischöfe im Jahr 2009 steht fest, dass sie nicht außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft stehen.

Wer gehört zur Kirche?

Der Römische Katechismus, der als einer der klarsten und verlässlichsten Katechismen der Kirchengeschichte gilt, beschreibt, wer zur streitenden Kirche gehört:

„Die streitende Kirche besteht aus zwei Arten von Personen, den Guten und den Schlechten, die beide denselben Glauben bekennen und an denselben Sakramenten teilnehmen, sich jedoch in Lebensweise und Moral unterscheiden.“

Er fährt fort:

„Daher gibt es nur drei Arten von Personen, die außerhalb der Kirche stehen: Ungläubige, Häretiker und Schismatiker sowie exkommunizierte Personen.“

Die Priesterbruderschaft St. Pius X und ihre Gläubigen fallen in keine dieser Kategorien. Sie bekennen den katholischen Glauben, empfangen und spenden dieselben Sakramente und erkennen die kirchliche Hierarchie an. Die Annahme, sie seien „außerhalb der Gemeinschaft“, entbehrt daher einer theologischen Grundlage.

Die Problematik moderner Begriffe

Die Einführung neuartiger Begriffe wie „volle“ oder „teilweise Gemeinschaft“ hat zu großer Verwirrung geführt. Diese Begriffe verschleiern oft die klare Unterscheidung, die die Kirche über Jahrhunderte hinweg bewahrt hat. Die Priesterbruderschaft St. Pius X wird häufig als „nicht in voller Gemeinschaft“ dargestellt, obwohl ihre Sakramente gültig sind und Rom selbst wiederholt betont hat, dass Gläubige diese in gutem Gewissen empfangen können. Wendet man diese unklaren Begriffe jedoch auf die Bruderschaft an, müsste man ebenso konsequent Priester und Bischöfe befragen, die die überlieferte Messe ablehnen – stehen diese dann auch nicht in „voller Gemeinschaft“?

Die aktuelle Situation der Priesterbruderschaft St. Pius X

Wie der heilige Augustinus in „De vera religione“ schrieb, erlaubt die göttliche Vorsehung manchmal, dass „gute Männer durch einige Ausbrüche von Unruhen und Zwistigkeiten von der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen werden.“ Doch wenn diese Männer „keine Neuerungen wie Schismen oder Häresien einführen“, so bleiben sie dennoch Teil der Kirche. Die Priesterbruderschaft St. Pius X hat sich nie von der Kirche getrennt oder eine neue Kirche gegründet. Ihr Ziel war und ist es, die unveränderte Lehre und Tradition der katholischen Kirche zu bewahren und weiterzugeben.

Wir stellen also fest

Die Priesterbruderschaft St. Pius X steht weder im Schisma noch ist sie exkommuniziert. Sie gehört zur katholischen Kirche und bewahrt treu ihre Lehre, Sakramente und Hierarchie. Die heute oft missverständlich verwendeten Begriffe wie „volle“ oder „teilweise Gemeinschaft“ sollten zugunsten der klaren traditionellen Definitionen vermieden werden.

Quellen:

Catholic Encyclopedia

Römischer Katechismus

Augustinus: De vera religione

 

 

2 Responses

  1. Gelobt sei unser HERR JESUS Christus der Nazarener und Du lieber Bruder im HERRN für den exzellenten und alles zu sagenden Beitrag.
    Der HERR segne und behüte Euer so wichtiges und gnadenreiches Apostolat.
    Wer Ohren hat der höre und Augen der lese was der Geist (HG) den Gemeinden (uns ALLEN) zu sagen hat.
    JETZT ist die Zeit, lasst uns gemeinsam den GUTEN KAMPF für unseren HERRN und die UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS kämpfen.

  2. Wichtig ist an dieser Stelle auch zu sagen, dass selbst wenn die Priesterbruderschft St. Pius X. exkommuniziert wäre (was sie nicht ist!) die Sakramente (Priesterweihen, Ehen, Beichte…) trotzdem gültig wären.

    Ein rechtmäßig geweihter Priester wird immer Priester bleiben, selbst wenn er exkommuniziert wäre. Tu es sacerdos in aeternum, secundum ordinem Melchisedech.

    > Die Logik mancher Katholiken geht da nicht auf – die Priesterbruderschaft St. Pius X war und ist immer noch in voller Gemeinschaft mit der Kirche.

    Vielen Dank für euren Beitrag und Gottes Segen!

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