Aus katholischer Sicht kann das gemeinsame Gebet mit Mohammedanern nicht als Gebet zum gleichen Gott betrachtet werden, da fundamentale theologische Unterschiede bestehen. Dies betrifft sowohl die natura Dei (die Natur Gottes) als auch die Offenbarung Gottes in der Geschichte, insbesondere durch Jesus Christus.
Deus Trinitas vs. Deus Unus
Das zentrale Glaubensbekenntnis der katholischen Kirche ist der Glaube an die Sanctissima Trinitas (die Allerheiligste Dreifaltigkeit): Gott ist Unus Deus in Trinitate, d.h. ein Gott in drei Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese Dreifaltigkeit ist nicht nur ein sekundäres Attribut Gottes, sondern der Kern seines Wesens (substantia).
Die Mohammedaner hingegen glauben an Deus Unus im Sinne von Allah als einer einzigen Person (tawhid). Sie lehnen die Trinität ausdrücklich ab und betrachten die Vorstellung von Gott als Vater oder Christus als Gottessohn (Filius Dei) als Blasphemie (shirk, Beigesellung von Gott).
Ein Gebet zum „gleichen Gott“ würde voraussetzen, dass die identitas essentiae (Identität des Wesens) gegeben ist. Da jedoch die katholische Lehre von der Trinität von den Mohamedannern verworfen wird, fehlt diese Einheit.
Revelatio Divina
Die katholische Kirche glaubt, dass Gott sich der Menschheit in Christus endgültig und vollständig geoffenbart hat (Revelatio plenaria et definitiva in Christo). Der Islam hingegen lehnt die Göttlichkeit Jesu Christi ab und betrachtet Mohammed als den endgültigen Propheten.
Aus katholischer Sicht ist Christus jedoch der Verbum Dei incarnatum (das fleischgewordene Wort Gottes). Jede wahre Gotteserkenntnis ist untrennbar mit Christus verbunden, da er selbst gesagt hat: „Ego sum via, veritas et vita. Nemo venit ad Patrem nisi per me“ (Johannes 14,6 – „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“).
Der Islam erkennt Christus nur als Propheten an (nabi Isa), was aus katholischer Sicht eine fundamentale Verleugnung der göttlichen Offenbarung darstellt. Damit fehlt die Grundlage, denselben Gott anzubeten.
Cultus und Intentio
Ein weiteres theologisches Problem ist die intentio adorandi (Absicht der Anbetung). Die katholische Anbetung richtet sich auf den dreieinigen Gott, während die islamische Anbetung eine monolithische Vorstellung von Gott hat, die weder Christus noch den Heiligen Geist einschließt.
Im katholischen Glauben ist jede latria (Anbetung) ohne Bezug auf Christus und den Heiligen Geist unvollständig und daher theologisch inkorrekt. Der Islam hingegen praktiziert eine strikte Form des monotheismus naturalis, der nicht mit dem Glauben an die Trinität kompatibel ist.
Christus als Mittler
Die katholische Theologie betont, dass Jesus Christus der Mediatur Dei et hominum (Mittler zwischen Gott und den Menschen) ist. Ohne Christus gibt es keine wahre Gemeinschaft mit Gott, da nur durch sein Opfer am Kreuz (sacrificium crucis) die Erlösung möglich ist.
Mohammedaner lehnen die Vorstellung von Christus als Mittler und Erlöser ausdrücklich ab. Sie sehen keine Notwendigkeit eines göttlichen Opfers für die Erlösung. Dies stellt einen unüberbrückbaren Gegensatz dar, da im katholischen Glauben jedes Gebet durch Christus zum Vater erhoben wird.
Lex Orandi – Lex Credendi
Der Grundsatz der katholischen Liturgie lautet: Lex orandi, lex credendi (Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens). Das gemeinsame Gebet setzt einen gemeinsamen Glauben voraus.
Da die katholische Kirche und der Islam unterschiedliche Glaubenssysteme haben – insbesondere in Bezug auf die Natur Gottes, die Rolle Christi und die Offenbarung –, ist ein gemeinsames Gebet nicht möglich, ohne die katholische Lehre zu verfälschen. Ein katholisches Gebet schließt immer die Anrufung der Dreifaltigkeit ein, was im Islam als Ketzerei gelten würde.
Die Aussage, dass Gott in der Wahrheit angebetet werden muss, basiert auf den Worten Jesu in Johannes 4,23–24, wo er sagt:
Johannes 4,23:
„Aber die Stunde kommt und ist schon jetzt, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn der Vater sucht solche Anbeter.“
Johannes 4,24:
„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Diese Verse haben eine tiefgehende Bedeutung für die katholische Theologie und geben vor, wie die wahre Anbetung Gottes gestaltet sein muss. Im Kontext der Diskussion über die Frage, ob Katholiken und Mohammedaner denselben Gott anbeten können, bieten sie eine klare Grundlage, warum dies aus katholischer Sicht problematisch ist.
1. „Im Geist“ (Griechisch: ἐν πνεύματι – en pneumati)
Gott ist Geist, was bedeutet, dass er immateriell, allgegenwärtig und übernatürlich ist. Wahre Anbetung verlangt daher: Innere Hingabe: Die Anbetung Gottes darf nicht bloß äußerlich oder rituell sein, sondern muss aus dem Inneren des Menschen kommen. Dies entspricht der katholischen Auffassung von intentio cordis (Absicht des Herzens).
Erleuchtung durch den Heiligen Geist: Die katholische Theologie betont, dass die Anbetung des Vaters nur durch den Heiligen Geist möglich ist, der in uns wirkt (per Spiritum Sanctum). Der Islam lehnt jedoch die dritte Person der Dreifaltigkeit ab und erkennt den Heiligen Geist nicht in der christlichen Bedeutung an. Daher fehlt eine wesentliche Voraussetzung für die Anbetung im Geist.
2. „In der Wahrheit“ (Griechisch: ἐν ἀληθείᾳ – en aletheia)
Die Wahrheit bezieht sich hier nicht nur auf die intellektuelle Richtigkeit, sondern auf die volle Entsprechung zur göttlichen Realität:
Christus als Wahrheit: In Johannes 14,6 sagt Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Die Wahrheit Gottes ist also untrennbar mit Christus verbunden. Wer Christus nicht anerkennt, kann Gott nicht in der Wahrheit anbeten, da Jesus die volle Offenbarung des Vaters ist (Revelatio plenaria in Christo).
Verfälschung des Gottesbildes: Die Anbetung Gottes im Islam unterscheidet sich grundlegend von der katholischen Anbetung, da der Islam Jesus Christus nicht als Filius Dei (Sohn Gottes) und den Heiligen Geist nicht als göttliche Person anerkennt. Der Islam bietet ein verzerrtes Bild Gottes, das der katholischen Auffassung nach nicht der veritas Dei (Wahrheit Gottes) entspricht.
Götzendienst durch Irrtum: In der katholischen Tradition wird eine falsche Gottesvorstellung als potenziell gefährlich angesehen, da sie von der wahren Anbetung ablenkt (adoratio falsi Dei). Ohne die Anerkennung Christi und der Dreifaltigkeit bleibt jede Anbetung unvollständig und irrtümlich.
3. Theologische Konsequenzen aus Johannes 4,23–24
Die Aussagen Jesu in Johannes 4,23–24 verdeutlichen drei entscheidende Punkte für die katholische Anbetung:
a) Die Einheit von Geist und Wahrheit
Gott verlangt von den Anbetern, dass sie ihn mit Geist und Wahrheit anbeten. Dies bedeutet, dass wahre Anbetung:
Von innen heraus erfolgt (im Geist)
In Übereinstimmung mit der göttlichen Offenbarung steht (in der Wahrheit). Der Islam erfüllt diese Bedingungen aus katholischer Sicht nicht, da:
1. Die Anbetung nicht durch den Heiligen Geist geschieht.
2. Die Wahrheit über Gottes Wesen, insbesondere die Trinität und die Rolle Christi, geleugnet wird.
b) Vater-Sohn-Beziehung
Jesus spricht davon, den Vater anzubeten. Im katholischen Glauben setzt diese Anbetung voraus, dass der Vater im Kontext der Trinität verstanden wird: als Vater des Sohnes und Ursprung des Heiligen Geistes. Der Islam lehnt diese Beziehung ab und akzeptiert keinen Gott, der als „Vater“ verstanden wird. Damit fehlt der Schlüssel zur wahren Anbetung.
c) Der Mittler Christus
Der Zugang zum Vater erfolgt ausschließlich durch Christus (mediator Dei et hominum). Ohne Christus gibt es keinen wahren Kontakt zu Gott. Johannes 4,23–24 betont indirekt, dass wahre Anbeter diejenigen sind, die Christus erkennen und durch ihn beten. Da Mohammedaner Christus nur als Propheten sehen, verweigern sie sich dieser zentralen Wahrheit und können daher nicht den gleichen Gott im Sinne der katholischen Lehre anbeten.
Schlussfolgerung
Johannes 4,23–24 lehrt, dass Gott nur in Geist und Wahrheit angebetet werden kann. Dies setzt voraus:
1. Die Mitwirkung des Heiligen Geistes, der im Islam nicht anerkannt wird.
2. Die Erkenntnis der Wahrheit Gottes, die in der katholischen Offenbarung Christi ihren Höhepunkt findet.
Da Mohammedaner die Dreifaltigkeit, die Göttlichkeit Christi und die Rolle des Heiligen Geistes ablehnen, erfüllen sie aus katholischer Sicht nicht die Bedingungen für die wahre Anbetung Gottes, wie sie in diesen Versen dargelegt sind. Ein gemeinsames Gebet wäre daher eine Verfälschung des katholischen Glaubens und der wahren Anbetung Gottes.
Fazit
Aus katholischer Sicht ist es daher unmöglich, mit Mohammedanern denselben Gott anzubeten. Der Gott des Islams (Allah) und der Gott der katholischen Kirche sind theologisch nicht identisch, da ihre essentia, revelatio und die Weise, wie sie angebetet werden, unvereinbar sind. Jede Vermischung würde den katholischen Glauben kompromittieren und die Einzigartigkeit der christlichen Offenbarung in Christus leugnen.