Wir möchten alle heilig werden; aber wir möchten es auf leichte Weise, ohne uns Gewalt anzutun, ohne uns zu plagen. Wir möchten die Tugend üben; aber nur bis zu einem gewissen Punkt, nur wenn sie uns nicht zu schwere Opfer auferlegt, wenn sie uns nicht zu sehr widerstrebt. Und so kommt es, dass wir uns Tugendakten gegenüber, die mehr Selbstverleugnung fordern, die das Annehmen schwieriger und widerlicher Dinge mit sich bringen, wie etwa das Unterdrücken der beleidigten Eigenliebe, der Verzicht auf das Durchsetzen der eigenen Meinung, Unterordnung und Nachgeben unseren Widersachern gegenüber, sehr oft – um nicht zu sagen immer – zurückziehen, in der Meinung, so viel wäre nicht nötig.
Und doch hängt unser Fortschritt auf dem Wege der Heiligung eben von diesen Akten ab, die wir verweigern. Ohne sie werden wir immer ein mittelmäßiges Leben führen, werden wir immer auf der gleichen Stufe bleiben, wenn wir nicht gar zurücksinken. Flehen wir die Heiligen an, die wir heute verehren, sie mögen uns helfen, unsere Trägheit, unsere Schwachheit, unsere Feigheit zu überwinden. Diese Heiligen – es sind Menschen, die wie wir auf dieser Erde gelebt, unser Elend, unsere Schwierigkeiten, unsere Kämpfe gekannt haben.
Bitten wir sie, die uns vorangegangen sind auf dem rauhen Wege der Heiligkeit, um die Kraft zur Nachfolge. „Wenn diese und jene es vermochten, warum nicht ich?“ (hl. Augustinus) Die Gnade, die Gott den Heiligen gegeben hat, gibt er auch uns; aber leider, das was fehlt, ist unsere Mitwirkung. „Glückliche Seelen, ihr habt die Gaben Gottes so gut auszuwerten gewusst und euch ihrer bedient, um ein so köstliches und beständiges Erbteil zu erwerben, so sagt uns doch, wie ihr es angefangen habt, zu dieser immerwährenden Freude zu gelangen! Kommt uns zu Hilfe, ihr, die ihr dem Quell schon nahe seid, und schöpft Wasser für uns, die durstig verschmachten!“ (hl. Theresa von Avila)
Quelle: Geheimnis der Gottesfreundschaft





