Über die Sodomie

Aus der Perspektive der traditionellen katholischen Theologie ist die Verurteilung von Sodomie und homosexuellen Handlungen tief in der moraltheologischen und metaphysischen Ordnung der Kirche verwurzelt. Es werden sowohl die natürliche als auch die übernatürliche Ordnung betrachtet, um diese Handlungen als „peccatum contra naturam“ (Sünde wider die Natur) zu klassifizieren. Eine detaillierte Analyse folgt:

Sodomie als „peccatum contra naturam“

In der katholischen Moraltheologie wird Sodomie zu den „peccata contra naturam“ gezählt, also zu den Sünden gegen die Natur. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Lehre, dass bestimmte Handlungen nicht nur gegen das positive göttliche Gesetz (lex divina) verstoßen, sondern auch gegen das Naturgesetz (lex naturalis).

a. Grundlage im Naturgesetz (lex naturalis):

Das Naturgesetz wird als universale Ordnung verstanden, die aus der Vernunft (ratio) erkennbar ist und in der Natur des Menschen gründet. Thomas von Aquin schreibt in der Summa Theologiae (STh II-II, q. 154, a. 11), dass die sexuellen Akte dem Ziel der Fortpflanzung (procreatio) untergeordnet sind. Handlungen, die diese Ordnung pervertieren, etwa homosexuelle Handlungen, sind unnatürlich, da sie:

Zweckentfremdung der Sexualität (finalitas sexualis): Die natürliche Finalität der Geschlechtsorgane liegt in der Fortpflanzung (generatio prolis). Homosexuelle Akte (actus sodomitici) trennen diesen Akt von seinem natürlichen Ziel und verstoßen somit gegen die göttliche Ordnung.

Verstoß gegen die recta ratio (rechte Vernunft): Jede Handlung, die das Naturgesetz missachtet, wird als Ausdruck eines Fehlens der rechten Vernunft (recta ratio) interpretiert. In homosexuellen Handlungen sieht die Kirche eine bewusste Abkehr von der Vernunft zugunsten disordinierter Leidenschaften.

b. Unterschied zwischen peccata contra naturam und peccata secundum naturam:

Thomas von Aquin unterscheidet zwischen Sünden, die wider die Natur sind, und solchen, die zwar innerhalb der natürlichen Ordnung bleiben, aber moralisch verwerflich sind (z. B. Unzucht, Ehebruch). Die peccata contra naturam – darunter Sodomie – gelten als schwerwiegender, weil sie nicht nur die menschliche Moralität verletzen, sondern die universelle Schöpfungsordnung Gottes pervertieren.

Die Kategorie der „himmelschreienden Sünde“ (peccata clamantia)

Die katholische Tradition definiert Sodomie als eine der „peccata clamantia“, also Sünden, die „zum Himmel schreien“ (clamant ad Deum). Diese Klassifikation stützt sich auf die Schrift und die Tradition der Kirche:

a. Biblische Grundlage:

Die Erzählung von Sodom und Gomorra (Genesis 18-19) zeigt, dass die Sünde der Einwohner Sodoms so schwerwiegend war, dass sie göttliche Strafe und Zerstörung nach sich zog. Die clamor peccatorum (das Schreien der Sünde) wird als metaphysische Abscheu Gottes verstanden, da solche Sünden die göttliche Gerechtigkeit auf besondere Weise beleidigen.

b. Vier himmelschreiende Sünden:

Nach der Tradition der Kirche gehören zu den „peccata clamantia“:

1. Mord (homicidium voluntarium),

2. Unterdrückung der Armen (oppressio pauperum),

3. Vorenthaltung des gerechten Lohnes (fraus mercedis),

4. Sodomie (peccatum sodomiticum).

c. Warum Sodomie hier eingeschlossen ist:

Die Sünde der Sodomie schreit zum Himmel, weil sie den Willen Gottes in der Schöpfungsordnung fundamental leugnet. Die Einheit von Mann und Frau im sexuellen Akt ist nach katholischer Lehre ein Abbild der trinitarischen Liebe (Trinitas), die Leben hervorbringt. Sodomie wird als radikale Ablehnung dieses göttlichen Plans gesehen.

Theologische Argumente gegen homosexuelle Beziehungen

a. Verstoß gegen die „ordo amoris“ (Ordnung der Liebe):

Die Liebe (caritas) nach katholischem Verständnis hat immer einen übernatürlichen Zweck: die gegenseitige Heiligung der Partner und die Offenheit für neues Leben. Augustinus beschreibt in De Civitate Dei, dass wahre Liebe immer auf Gott hin geordnet sein muss (ordo amoris). Homosexuelle Beziehungen pervertieren diese Ordnung, da sie:

Nicht auf die generatio prolis (Zeugung von Nachkommenschaft) ausgerichtet sind. Statt einer göttlichen Hingabe egoistische Begierden (concupiscentia) fördern.

b. Unordnung der Leidenschaften (passiones disordinatae):

Nach dem Katechismus der Katholischen Kirche (§2357) werden homosexuelle Neigungen als „objektiv ungeordnet“ (inclinatio obiective inordinata) bezeichnet. Diese Unordnung (inordinatio) zeigt sich darin, dass homosexuelle Handlungen keine echte Einheit (unitas conjugalis) oder Fortpflanzung (procreatio) bewirken können.

c. Die metaphysische Bedeutung der Ehe:

Die Ehe (matrimonium) wird als Sakrament betrachtet, das die Liebe Christi zu seiner Kirche widerspiegelt (Eph 5,25-32). Diese Liebe ist fruchtbar, selbsthingebend und lebensspendend. Homosexuelle Beziehungen können dieses Sakrament nicht widerspiegeln, da sie:

Die Komplementarität von Mann und Frau (complementaritas sexuum) ignorieren.

Nicht auf die communio personarum (Gemeinschaft der Personen) im vollen Sinn gerichtet sind.

Die moralische Theologie: Sünde und Schuld

a. Schwere der Sünde (gravitas peccati):

Nach der Lehre der Kirche stellen homosexuelle Handlungen eine materia gravis (schwere Materie) dar. In Verbindung mit vollem Wissen (plenitudo cognitionis) und freiem Willen (liberum arbitrium) führen sie zur Todsünde (peccatum mortale). Todsünden trennen die Seele vollständig von Gott und gefährden das ewige Heil.

b. Konsequenzen der Todsünde:

Die Sünde der Sodomie führt nicht nur zur persönlichen Trennung von Gott, sondern hat auch gesellschaftliche Konsequenzen. Thomas von Aquin argumentiert, dass solche Handlungen die moralische Struktur der Gesellschaft zerstören, da sie die fundamentale Einheit von Ehe und Familie (unitas familiaris) untergraben.

c. Bedeutung der Tugend der Keuschheit (castitas):

Die Tugend der Keuschheit ist nach katholischer Lehre notwendig, um die Leidenschaften der Seele zu ordnen. Homosexuelle Handlungen stellen eine schwere Verletzung dieser Tugend dar, da sie die Integrität der Person (integritas personae) und die Würde des Körpers (dignitas corporis) schmälern.

Warum homosexuelle Beziehungen keine wahre Liebe (caritas vera) sind

a. Abwesenheit von „bonum prolis“ (Gut der Nachkommenschaft):

Die wahre Liebe in der Ehe hat immer ein dreifaches Gut (bona matrimonii): proles (Nachkommenschaft), fides (Treue) und sacramentum (Unauflöslichkeit). In homosexuellen Beziehungen fehlt das bonum prolis, und damit auch die Offenheit für die göttliche Schöpfung.

b. Abwesenheit von „bonum commune“ (Gemeinwohl):

Echte Liebe ist nach katholischem Verständnis immer auf das Gemeinwohl gerichtet, insbesondere auf die Fortpflanzung und Erziehung von Kindern. Homosexuelle Beziehungen werden als subjektiv und egoistisch betrachtet, da sie nur die Befriedigung privater Leidenschaften anstreben.

c. Fehlender Bezug zum übernatürlichen Ziel (finis ultimus):

Das Endziel (finis ultimus) des Menschen ist die Gemeinschaft mit Gott. Wahre Liebe (caritas) muss immer auf dieses Ziel ausgerichtet sein. Homosexuelle Beziehungen lenken von diesem Ziel ab und fixieren sich auf die zeitliche, irdische Begierde

Schlussfolgerung

In der traditionellen katholischen Theologie wird Sodomie als schwere Verletzung der göttlichen und natürlichen Ordnung betrachtet. Sie ist ein „peccatum contra naturam“, das den Menschen von Gott trennt und die metaphysische Symbolik der Ehe als Abbild der trinitarischen Liebe zerstört. Homosexuelle Beziehungen werden nicht als wahre Liebe anerkannt, da sie die göttliche Finalität von Sexualität und Ehe ablehnen und die Ordnung der Liebe (ordo amoris) pervertieren.

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